Kupferschale aus der späten Eisenzeit
CSI: Sittingbourne
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Umwelt

Pestizide gefährden archäologische Funde

Eine römischen Kupferschale aus der späten Eisenzeit illustriert eine bisher kaum beachtete Gefahr: Pestizide im Boden beschleunigen laut einer aktuellen Studie die Zersetzung von archäologischen Fundstücken.

Entdeckt wurde die Kupferschale im November 2016 in der britischen Grafschaft Kent, 40 Zentimeter unter einem Grasweg im lehmigen Boden inmitten einer Obstplantage. Der Fundort liegt zwischen zwei wichtigen römischen Siedlungen. Keramikscherben und Münzen halfen bei der Datierung. Wie die Forscherinnen und Forscher um Luciana da Costa Carvalho von der University of Oxford nun im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten, stammt die Schale aus der späten Eisenzeit, als die damalige Insel Britannien unter römischer Herrschaft war (43 – 410 n.Chr.).

Chemikalien im Rost

Obwohl das Gefäß eigentlich in einem recht guten Zustand war, fanden sich innen und außen starke grünliche und bräunliche Rostbildungen, die das Team mit verschiedenen technischen Methoden chemisch analysierte.

Roststellen auf der Kupferschale
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Spuren der Verwitterung auf der Kupferschale

Neben den metallischen Bestandteilen entdeckten sie auch Spuren von chlorsubstituierten Benzolen im grünen Rost. Die Chlorverbindungen belasten viele Böden in landwirtschaftlichen Gebieten. Sie stammen von Pestiziden, die zum Teil schon vor Jahrzehnten verboten wurden, z. B. von Hexachlorbenzol, das auch in Österreich seit 1992 nicht mehr zugelassen ist. Es gilt als sehr persistent und zählt zum sogenannten „Dreckigen Dutzend“. Im braunen Rost fanden die Studienautorinnen und -autoren auch Diethyltoluamid (DEET), das bis heute als Insektenschutz verwendet wird.

Beschleunigte Verwitterung

Tatsächlich wurde rund um die Fundstelle der Schale seit 1936 intensive Landwirtschaft betrieben, bei der Fungizide, Herbizide, Insektizide und Pestizide zum Einsatz kommen. Vieles spricht dafür, dass die chemischen Rückstände die Zersetzung des Fundstückes beschleunigt haben, heißt es in der Studie. Die übliche Verwitterung durch Feuchtigkeit, Salz, Wärme, Säure und Luft würde in einem solchen Boden nicht so extreme Spuren hinterlassen.

Schon eine frühere schwedische Studie habe gezeigt, dass der menschlichen Einfluss in Form von Chemikalien den Verfall von archäologischen Objekten beschleunigen dürfte. Denn Fundstücke früheren Datums zeigen zum Teil stärkere Spuren der Zersetzung als vergleichbare Gefäße im Museum von ein- und derselben Ausgrabungsstelle.