Eine Mutter berührt ihr Baby mit den Fingern
Aditya Romansa/Unsplash
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Studie

Weniger Geburten neun Monate nach erstem Lockdown

In Europa sind im ersten Coronavirus-Lockdown weniger Babys gezeugt worden als in Vergleichszeiträumen früherer Jahre. Die Zahl der Geburten neun Monate nach dem Höhepunkt des ersten Lockdowns in 24 europäischen Ländern im Schnitt um 14 Prozent zurück, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Das Ergebnis wurde vor allem durch 13 Länder beeinflusst, in denen der Rückgang der Geburten bei zwischen zwölf und 28 Prozent lag. Besonders stark ging die Zahl der Geburten im Januar 2021 in Litauen (28,1 Prozent), der Ukraine (24,4 Prozent) und Spanien (23,5 Prozent) zurück, aber auch in Italien, Portugal oder Frankreich, berichtet der Geburtshilfespezialist Léo Pomar von der Universität Lausanne mit Kolleginnen und Kollegen im Fachjournal „Human Reproduction“.

Das Forschungsteam betrachtete die nationale Zahl der Lebendgeburten im Jänner 2021 und verglich sie mit dem Durchschnitt der Monate Jänner 2018 und Jänner 2019. Unter 24 Ländern wurden nur in Finnland und Dänemark mehr Babys geboren als im Vergleichszeitraum. Die Coronavirus-Maßnahmen waren in jedem Land verschieden, liefen aber praktisch überall auf einen Lockdown, also eine Einschränkung des sozialen Lebens hinaus. Nur Schweden hatte keinen Lockdown.

Unterschiedliche Faktoren

„Je länger der Lockdown anhielt, desto weniger Schwangerschaften kamen zustande, selbst in Ländern, die von der Pandemie nicht sehr schwer betroffen waren“, sagte Pomar über die Studie. Als Schlussfolgerung schreiben die Autorinnen und Autoren: „Maßnahmen wie Abstand halten und Kontakte reduzieren, Ängste im Zusammenhang mit dem Krankheitserreger und die soziale und wirtschaftliche Krise könnten indirekte Faktoren sein, die bei der Entscheidung der Paare, die Schwangerschaft zu verschieben, eine Rolle spielen.“

Etwa neun Monate nach den Ende des ersten Coronavirus-Lockdowns, im März 2021, lagen die Geburtszahlen im Durchschnitt aller Länder leicht über dem Niveau von vor der Pandemie. Die „fehlenden“ Geburten von Jänner wurden aber zumindest nicht unmittelbar kompensiert, heißt es in der Studie. In einigen, aber nicht allen Ländern stieg die Zahl der Geburten im Februar und März 2021 jedoch deutlich, verglichen mit dem Durchschnitt der Vergleichsmonate 2018 und 2019 – darunter vor allem in Finnland und den Niederlanden.