Die Aufnahme gelang der Evolutionsbiologin Anne-Claire Fabre am Lemurenzentrum der Duke University im US-Bundesstaat South Carolina – und zwar bei einem Fingertier. Fingertiere sind zu den Lemuren zählende Primaten, die natürlicherweise auf Madagaskar leben und für ihre langen und dünnen Finger bekannt sind. Fingertiere verwenden diese gerne zur Futtersuche, etwa um Larven aus Baumästen zu angeln. Sie können damit aber auch ausgiebig in der eigenen Nase bohren, wie Fabre und weitere Fachleute im „Journal of Zoology“ berichten – und auch in einem Video festgehalten haben.
Beim Beobachten des Fingertiers stellte sich Fabre die Frage „Bis wohin bohrt es mit seinem Finger – etwa bis ins Gehirn?“, wie sie gegenüber der BBC bekannte. „Das war so seltsam und schien unmöglich.“
Dieser anatomischen Unmöglichkeit ist Fabre und ihr Team deshalb mittels Computertomografie und einem 3-D-Modell des Fingertierkopfes nachgegangen. Ergebnis: Das Tier reicht mit dem Finger über die Nase fast bis zum Hals – und schleckt dann den dort gesammelten Schleim ab.
Tätigkeit noch wenig verstanden
Warum genau es das macht, ist noch unklar. Das „Phänomen Nasenbohren“ ist generell wenig untersucht, und zwar bei Menschen wie bei anderen Tieren, wie Fabre unterstreicht. Ein möglicher Nutzen: Im Schleim sind Proteine enthalten, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken könnten. Andererseits enthält er auch Bakterien, die Schäden verursachen können.
Vergleiche mit anderen Arten zeigen, dass Tiere, die besonders geschickt mit ihren Fingern umgehen können, auch eher zum Nasenbohren neigen. Mit den Fingertieren sind es nun zwölf nicht menschliche Primaten, die bei dieser Tätigkeit nachweislich beobachtet wurden.