Männer und Frauen in einem Großraumbüro
Getty Images/alvarez
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Berufsleben

Leistungsprämien fördern aggressives Verhalten

Leistungsprämien fördern laut einer Studie aggressives Verhalten im Berufsleben. Solche Vergütungssysteme können zwar motivieren, doch die Schattenseite sei, dass Beschäftigte gedanklich in einen Kampfmodus gerieten und sich gegenüber Kollegen und Kolleginnen aggressiver verhielten als Beschäftigte ohne derlei Anreize.

„Es ist wie bei jedem Gesellschaftsspiel: Die durch den Wettbewerb entstehende Aggressivität lässt sich entweder in mehr Elan und Anstrengung umsetzen, oder man spielt etwas ‚dreckiger‘, um sicher zu gewinnen“, sagt KLU-Professor Niels Van Quaquebeke. Vor allem jüngere Beschäftigte und Männer neigten eher zu aggressiverem Verhalten, was wiederum dem Arbeitsklima schade.

„Menschen verlieren auch oft ihre intrinsische Motivation durch zusätzliche äußere Anreize und auf Dauer motiviert ein Bonus immer weniger, so dass die Unternehmen nachlegen müssen“, so Van Quaquebeke. Insofern wäre es aus seiner Sicht sinnvoller, Boni nicht einzelnen Beschäftigten, sondern eher ganzen Teams zuzurechnen. „Auch Organisationsboni, die als Teilhabe am Gewinn und damit als Zeichen von Fairness zu verstehen sind, eignen sich besser.“

Stattdessen Verbundenheit fördern

Generell sollten Managerinnen und Manager ihre Zeit nicht damit verbringen, Kontroll- und Belohnungssysteme zu kreieren. „Sie sollten Verbundenheit, Autonomie und Kompetenzerleben ermöglichen – Bedürfnisse, die alle Menschen haben“, so Van Quaquebeke. Zudem wies er darauf hin, dass sich derzeit das Blatt von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt wende und die Unternehmen entsprechend umdenken müssten.

Für die der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Studie hat das Forschungsteam der Kühne Logistics University (KLU), der Universität Hamburg und der BI Norwegian Business School in Oslo nach eigenen Angaben mehrere Untersuchungen vorgenommen – ein Experiment mit 104 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie zwei Feldstudien mit 96 und 286 Menschen. „Jede der drei Stichproben war sehr divers. Als solches ist es also kein unternehmensspezifischer Effekt, sondern eher sehr robust“, so Van Quaquebeke. Zudem sprächen Vorgängerstudien dafür, dass die Effekte auch in nicht-untersuchten Unternehmen zu finden seien.