Ein Kind hält sich in einem herbstlichen Wald Blätter vors Gesicht
candy1812 – stock.adobe.com
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Korrelation

Klimaerwärmung könnte auch Vornamen verändern

Die Klimaerwärmung verändert zahlreiche Aspekte des Alltags – vielleicht auch die Namen von Kindern. US-Forscher haben jedenfalls Zusammenhänge zwischen der Vorliebe für bestimmte Vornamen, Wetter und Jahreszeiten entdeckt. Wo Frühling und Herbst am schönsten sind, sind entsprechende Vornamen am populärsten.

Wie die Umwelt das Verhalten beeinflusst, haben die beiden Evolutionsbiologen Raymond Huey von der Universität Washington und Donald Miles von der Ohio Universität schon öfters untersucht – vorwiegend allerdings bei Tieren wie etwa Eidechsen. Wie sie soeben in der Fachzeitschrift „Evolutionary Human Sciences“ schreiben, trifft das aber auch auf Menschen zu – und deren Namengebung von Kindern.

April, May und June

Hierzulande ist es nicht der Fall, in den USA geben Eltern ihren Kindern aber nicht nur gerne Vornamen, die an den Ort der Zeugung erinnern (Paris, Brooklyn), sondern auch an Monate oder Jahreszeiten. Mädchen etwa werden gerne April, May und June bzw. Autumn und Spring genannt.

April, May und June seien deshalb beliebte Vornamen, weil sie für den Frühling stehen und damit positive Assoziationen zu Lebensbeginn, Jugend und Großzügigkeit wecken, so die Ausgangshypothese von Huey und Miles. Wenn das so ist, dann müsste der Beginn von frühlingshaftem Wetter mit der Beliebtheit der Namen zusammenhängen. Und in der Tat: Nach Durchsicht von 350 Millionen Namen, die laut US-Sozialversicherung zwischen 1910 und 2021 vergeben wurden, zeigte sich ein geografischer Trend. In südlichen Bundesstaaten, in denen der Frühling früher zu beginnt, war der Name April am populärsten. In den nördlichen Bundesstaaten mit ihrem längerem Winter war es hingegen June.

Das gilt zumindest für den größten Teil des Untersuchungszeitraums – nicht aber für die Jahre zwischen 1960 und 2000. Dies habe mit Mode- und Konjunkturzyklen zu tun, die wiederum nicht mit dem Wetter oder den Jahreszeiten zusammenhängen. Ein Auslöser: Der Song “April Come She Will“ von Simon & Garfunkel, der ab dem Erscheinungsjahr 1966 für einen April-Boom gesorgt hat, wie die Online-Zeitschrift „Science“ hinzufügt.

Klimathese noch nicht bewiesen

Einen Zusammenhang haben Miles und Huey auch bei Namen von Jahreszeiten entdeckt. Autumn als Mädchenname ist besonders im Norden der USA beliebt, wo der Herbst früher einsetzt, und im Nordosten, wo es besonders viele Laubbäume gibt, die für die auch in Österreich sehr beliebten rötlichen Herbstfarben sorgen. Zusammenhänge entdeckten die Forscher auch in anderen Ländern anderer Kontinente.

Dass sich die Klimaerwärmung auf die Namensvorlieben auswirken könnte, ist ihnen zufolge noch nicht beweisbar: Ihre Hypothese, wonach April wegen des früher einsetzenden Frühlings zunehmend beliebter wird, konnten sie nicht bestätigen – das könnte aber auch mit den erwähnten überlagernden Modeerscheinungen von Namen zu tun haben. Ob die Klimathese stimmt, werden erst die nächsten Jahre zeigen – vielleicht werden Kinder dann ja auch Mars oder February genannt.