OECD: Lebenserwartung in EU deutlich gesunken

Die Lebenserwartung im EU-Raum ist 2021 im Vergleich zum Stand vor der Coronavirus-Pandemie um ein Jahr gesunken. In Österreich ist sie um ein dreiviertel Jahr geschrumpft, wie die OECD in einer neuen Studie berichtet.

Für die meisten EU-Länder sei dies der höchste Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag in Paris in der Studie “Health at a Glance: Europe 2022“.

Osteuropa am stärksten betroffen

Am stärksten ausgewirkt hat sich die CoV-Pandemie auf die osteuropäischen Länder. In Bulgarien, der Slowakei und Rumänien ist die Lebenserwartung um rund drei Jahre gesunken. Nur in zwei Ländern ist sie leicht gestiegen: in Luxemburg und Norwegen. Einige Länder wie Belgien, Spanien und Italien erlebten 2020 einen deutlichen Rückgang der Lebenserwartung, erholten sich davon aber 2021.

Mit im Schnitt 83 Jahren leben die Menschen in Spanien und Schweden am längsten – zehn Jahre länger als in Bulgarien und Rumänien. In allen Ländern leben Frauen länger als Männer, im EU-Schnitt sind es 5,6 Jahre.

Höhere Gesundheitsausgaben

Die CoV-Pandemie habe die Gesundheitsausgaben 2020 und 2021 in fast allen EU-Ländern in die Höhe getrieben. Deutschland liegt laut OECD an der Spitze und hat 2020 12,8 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für Gesundheit ausgegeben. Hinter Frankreich und Schweden liegt Österreich mit einem Anteil von 11,5 Prozent auf Rang vier. Am wenigsten gaben die Regierungen Luxemburgs, Rumäniens und Polens dafür aus.

Weniger Operationen

In Österreich gab es vor der Pandemie vergleichsweise viel Personal und laut OECD außerdem überdurchschnittlich hohe Krankenhauskapazitäten, was der Versorgung in der Krise zugutekam. Dadurch nahm etwa die Zahl der Hüftoperationen im ersten Jahr der Pandemie in Österreich um zehn Prozent ab, während sie im Schnitt der EU-Länder um 14 Prozent zurückging. Die Zahl der Knie-OPs ging jedoch mit 21 Prozent ähnlich stark zurück wie im EU-Durchschnitt mit 24 Prozent, geht aus dem Bericht hervor.

Mehr Depressionen und Übergewicht

Für Österreich zeigen die Daten außerdem, dass bei 41 Prozent der 18- bis 24-Jährigen während der Pandemie Symptome einer Depression auftraten – weit mehr als in der Gruppe der Erwachsenen insgesamt (24 Prozent). Auch der Anteil der übergewichtigen oder fettleibigen Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren stieg in Österreich stark von 20,7 Prozent im September 2019 auf 26,2 Prozent im März 2021.

Corona habe ein deutliches Licht auf die Schwachstellen in den europäischen Gesundheitssystemen geworfen, die vielerorts seit Jahren unterfinanziert gewesen seien. Das gelte für Österreich allerdings weniger als für viele andere Länder, betonte die OECD in einer Aussendung.