Buckelwal vor Tonga
Paul Hilton / Greenpeace
Paul Hilton / Greenpeace
Ökologie

Lärm aus dem Tiefseebergbau kann Walgesang stören

Noch heuer könnte erstmals der kommerzielle Abbau von Rohstoffen vom Boden der Ozeane erlaubt werden. Auf eine ökologische Folge davon macht nun Greenpeace aufmerksam: Der Lärm des Tiefeebergbaus könnte die Fähigkeit der Wale beeinträchtigen, miteinander zu kommunizieren.

Mehrere Nationen und Unternehmen treiben seit Jahren Pläne voran, Gestein vom Meeresboden abzubauen, das reich an Rohstoffen ist. Der kommerzielle Abbau in internationalen Gewässern darf aber erst beginnen, wenn die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) entsprechende Regeln vereinbart hat. Schon im Juli 2023 könnte das erstmals der Fall sein, berichtet Greenpeace.

Auch Navigation in Gefahr

Ein Team um die Ökologin Kirsten Thompson von der University of Exeter und von der Umweltorganisation hat nun untersucht, wie sich der Tiefseebergbau auf Meeressäuger in der Clarion-Clipperton-Zone auswirken würde – ein Bereich im Zentralpazifik, in dem viele rohstoffhaltige Manganknollen vorkommen und für den die ISA bereits 17 Forschungslizenzen erteilt hat.

Schätzungsweise 25 Walarten, darunter vom Aussterben bedrohte Blauwale, leben in der Clarion-Clipperton-Zone. „Die Geräusche, die beim Bergbau erzeugt werden, etwa von ferngesteuerten Fahrzeugen auf dem Meeresboden, überschneiden sich mit den Frequenzen, mit denen die Wale kommunizieren", heißt es in der Studie, die in der Fachzeitschrift „Frontiers in Marine Science“ veröffentlicht wurde.

Der Bergbau werde vermutlich Lärm in Frequenzbereichen erzeugen, die Hunderte von Kilometern zurücklegen könnten. Dies könne die Fähigkeit der Meeressäuger beeinträchtigen, mittels Echoortung zu navigieren und mit ihren Gesängen zu kommunizieren.

Behörde will im Juli entscheiden

Vieles zu dem Thema sei noch unbekannt, schreiben die Fachleute in der Studie – mehr Forschung daher nötig, bevor die entsprechenden Genehmigungen erteilt werden. „Aber stellen Sie sich vor, in Ihrer Nähe beginnen Bauarbeiten, die rund um die Uhr dauern – das würde Ihr Leben dramatisch ändern“, so Kirsten Thomas. „Das würde sich schlecht auf Ihre psychische Gesundheit auswirken, vielleicht ändern Sie das Verhalten und versuchen zu flüchten. Für Wale und Delfine ist das nicht anders.“ Ende Juli sollen die Verhandlungen der ISA abgeschlossen sein und die Regeln für den Tiefseebergbau in Kraft treten.