Flüssigkeit tropft aus einer Spritze
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Erfolgreicher Ein-Dollar-CoV-Impfstoff

In reicheren Ländern sind mittlerweile fast drei Viertel aller Menschen gegen das Coronavirus geimpft, in ärmeren erst knapp ein Drittel. Günstigere Impfstoffe könnten die Situation verbessern. Ein neues Ein-Dollar-Vakzin, das österreichische Forscher mitentwickelt haben, lieferte nun bei einer klinischen Studie in Thailand vielversprechende Ergebnisse.

Nach Gabe des Vektor-Impfstoffes „NDV-HXP-S“ wiesen die Versuchspersonen einen vergleichbar hohen Antikörperspiegel auf wie nach einer Biontech-Pfizer-Impfung. Das berichtet ein Team von der Mount Sinai School of Medicine in New York um den gebürtigen Oberösterreicher Peter Palese und den österreichischen Virologen Florian Krammer im Fachblatt „Science Translational Medicine“.

Hühnervirus verwendet

Sie hatten sich schon früh im Verlauf der Covid-19-Pandemie darangemacht, einen Impfstoff zu entwickeln, der weniger als einen Dollar pro Dosis kosten soll. Die Fachleute wählten dafür einen klassischen Weg in der Vakzin-Entwicklung: Bei „NDV-HXP-S“ handelt es sich um einen Impfstoff, bei dem eine Version des Spike-Proteins des SARS-CoV-2-Erregers über ein anderes Virus in den Körper gebracht wird. Für ihren Vektor-Impfstoff verwenden die Forscher das Virus der Newcastle-Krankheit (NDV), das vor allem bei Hühnern die atypische Geflügelpest auslöst, für den Menschen jedoch nicht gefährlich ist.

Der auch nasal verabreichbare Impfstoff wird seit einiger Zeit in den USA, Mexiko, Vietnam, Thailand und Brasilien erprobt. Tests laufen mit zwei Varianten, einem Lebendimpfstoff und einem mit inaktivierten, veränderten NDV-Viren, schreiben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in der Arbeit. Bei der Phase-I-Studie in Thailand erhielten 210 freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer entweder das inaktivierte Vakzin oder ein Placebo. Die Fachleute analysierten dann das Blut der Teilnehmer hinsichtlich der Antikörperspiegel und verglichen es u.a. mit jenem von Personen, die in New York mit dem Biontech-Pfizer-Impfstoff geimpft wurden.

„Sehr fokussierte Immunantwort“

Die Anzahl der Antikörper und die SARS-CoV-2-neutralisierende Aktivität im Blut der mit dem „NDV-HXP-S“-Vakzin geimpften Personen war laut der weiterführenden Analyse zu der klinischen Studie „vergleichbar“ mit jener bei Personen, die den Biontech-Pfizer-mRNA-Impfstoff erhalten haben, heißt es seitens der Forscher um Studien-Erstautor Juan Manuel Carreño. Die durch den neuen Impfstoff aufgebauten Antikörper stürzten sich größtenteils auf die rezeptorbindende Domäne, also jene Region am Spike-Protein, mit der das Virus an menschlichen Zellen andockt. Das Vakzin bringe also im Gegensatz zur mit mRNA-Vakzinen aufgebauten Immunreaktion, bei der Antikörper an mehreren Spike-Protein-Regionen andocken, eine „sehr fokussierte Immunantwort“ mit sich.

Leichter herstellbar und günstiger

Der große Vorteil des Impfstoffes liege darin, dass er – wie auch die meisten Influenza-Impfstoffe – in Hühnereiern hergestellt werden kann. Da diese Art der Produktion im Gegensatz zur Herstellung von mRNA-Impfstoffen weniger aufwendig ist, kann das „NDV-HXP-S“-Vakzin leichter in weniger entwickelten Ländern produziert werden.

Auch die geringeren Kosten machen den Impfstoff für Staaten mit niedrigerem Durchschnittseinkommen attraktiv, wie Palese und Krammer in der Vergangenheit mehrfach betonten. Gerade in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern sei es um die Verfügbarkeit von leistbaren CoV-Impfstoffen oft immer noch nicht gut bestellt. „NDV-HXP-S“ könnte hier Abhilfe schaffen.

Ein weiterer Pluspunkt sei die Möglichkeit zur nasalen Verabreichung, was zu einem besseren Schutz in den oberen Atemwegen und einer geringeren Virusweitergabe führen sollte. Außerdem muss der Impfstoff nicht tiefgekühlt aufbewahrt werden, schreiben die Fachleute nun.