Lachen, Frauen, Menschen, Humor
Jacob Lund – stock.adobe.com
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Forschungsprojekt

Wie Lachen verbindet

Durch Lachen kommen die Leute zusammen: Menschen lachen, um mit anderen soziale Beziehungen einzugehen. Ein Forschungsprojekt der Universität Wien beschäftigt sich aktuell mit der Frage, ob und wie sich die Gehirne zweier Menschen beim Lachen miteinander synchronisieren.

Lachen hat eine wichtige Funktion: Es ist ein positives, rhythmisches Signal, das es zwei Menschen erleichtert, zueinander zu finden, sagt Carolina Pletti vom Institut für Psychologie der Entwicklung und Bildung der Uni Wien. Die Psychologin und ihre Kollegin Verena Schäfer erforschen, ob und wie sich Herzfrequenz, Verhalten und Gehirnaktivität von zwei Menschen aneinander angleichen während sie lachen.

Beim Lachen werden Endorphine ausgeschüttet. Diese körpereigenen Glückshormone helfen bei der Entstehung von Bindungen. Zum Thema Bindungen weiß man bereits, dass zwei Menschen, die miteinander in Beziehung treten, sich auch rhythmisch angleichen, so Schäfer im Gespräch mit science.ORF.at: „Das geschieht über neuronale Verbindungen, aber auch über die Herzrate und im Verhalten – auch ohne Lachen.“

Lachen ist ansteckend

Man vermutet, dass diese Synchronisierung dazu beiträgt, dass man das Gegenüber besser einschätzen und dessen Verhalten vorhersagen kann. Und das erleichtert wiederum die Zusammenarbeit. Die Synchronisierung, oder Angleichung, an die andere Person passiert aber nicht von selbst, sondern über Signale. „Wir vermuten, dass Lachen so ein Signal sein könnte“, so Pletti gegenüber science.ORF.at. Immerhin ist Lachen bekannterweise ansteckend: Wenn eine Person lacht, beginnen andere auch zu lachen – selbst wenn das Lachen nicht „echt“, sondern gespielt ist.

Kurz gesagt: Lachen verbindet und fördert die Zusammenarbeit. Aber zeigt sich das gemeinsame Lachen auch im Gehirn? Diese Frage versuchen Pletti und Schäfer in ihrem Forschungsprojekt zu beantworten. Sie möchten wissen, was beim gemeinsamen Lachen im Gehirn passiert.

Humorvolle und humorlose Testsituationen

Für ihr Experiment bringen die Forscherinnen jeweils zwei einander fremde Menschen zu Testpaaren zusammen. Die Paare müssen gemeinsam in einem Raum Aufgaben lösen. Davor soll in einer Testsituation zusammen gelacht werden: Die Paare spielen ein humorvolles Wortspiel und schauen lustige Tierfilme an. In einer zweiten Testsituation soll nicht gelacht werden: Die Paare spielen ein Spiel ohne Witz und schauen neutrale Filmsequenzen mit Tieren an. Die Forscherinnen filmen die Situation und messen die Gehirnaktivität.

Die Frage ist nun, ob die Testpaare, die gemeinsam gelacht haben, auch im Gehirn Ähnlichkeiten aufweisen, und ob sie besser zusammenarbeiten und sich anschließend auch sympathischer finden als jene Testpaare, die ohne zuvor zu lachen miteinander arbeiten. Die Forscherinnen messen dazu die neuronalen Daten mit Nahinfrarotspektroskopie. Mit Infrarotlicht wird dabei der Sauerstoffgehalt in Gehirnarealen gemessen. So lässt sich feststellen, wie aktiv eine Gehirnregion arbeitet.

Offene Forschungsfragen

In der Pilotphase des Forschungsprojekts wurden bereits vierzig Paare getestet – die Haupfrage, ob und wie sich die Gehirne zweier Menschen beim Lachen miteinander synchronisieren – können die beiden Wissenschaftlerinnen noch nicht beantworten. Eine Nebenerkenntnis: Menschen zum Lachen zu bringen ist weitaus einfacher, als sie vom Lachen abzuhalten. „Die Menschen in der Gruppe, die nicht lachen sollen, fangen an, Witze zu machen“, erzählt Pletti. Das zeige, dass für Menschen ein Mindestmaß an Lachen notwendig sein könnte, damit eine Interaktion nicht unangenehm ist. Denn jene Testpaare, die in den Genuss der lustigen Spiele und Filme kamen, machten keine zusätzlichen Witze.

Neben der Frage, ob Lachen beim Zusammenarbeiten hilft, gibt es noch weitere offene Forschungsfragen: Ob man etwa in Situationen mit fremden Menschen mehr oder weniger lacht als mit vertrauten Menschen; und auch wann und warum Kinder beginnen, miteinander lachen. Das aktuelle Forschungsprojekt läuft noch ein Jahr und ist mit einem Marie Skłodowska-Curie Fellowship gefördert.