Nashornbaby mit Mutter
dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt
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Nashörner

Wodurch der Geburtstag bestimmt wird

Jahreszeit, Muttertier und Nashornart beeinflussen, an welchem Tag ein Nashornjunges auf die Welt kommt. Das berichten Zoologen in einer neuen Studie. Diese Erkenntnisse sollen auch für mehr Nachwuchs bei den bedrohten Tieren sorgen.

Nashörner beenden ihre Trächtigkeit im Sommer eine Woche früher als im Winter, berichtet der Zoologe Franz Schwarzenberger. Die individuelle Trächtigkeitsdauer unterscheidet sich von Weibchen zu Weibchen um bis zu sieben Wochen. Sie tragen ihre Babys auch unterschiedlich lange im Bauch, je nachdem, ob sie zu den Spitzmaul-, Breitmaul- oder Panzernashörnern gehören, erklärt er im Fachjournal „General and Comparative Endocrinology“.

Schwarzenberger, der am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Veterinärmedizinischen (Vetmed) Universität Wien forscht, untersuchte mit seinem deutschen Kollegen Robert Hermes die Hormonprofile von 35 in europäischen Zoos gehaltenen Nashörnern, die während drei Jahrzehnten erstellt wurden. Die Forscher verglichen zudem die Trächtigkeitsdauern der einzelnen Tiere und zwischen unterschiedlichen Arten.

Unterschiede von rund sieben Wochen

Die Trächtigkeit ist bei Spitzmaulnashörnern (Diceros bicornis) durchschnittlich 460 Tage lang, bei Breitmaulnashörnern (Ceratotherium simum) 504 Tage, und bei Panzernashörnern (Rhinoceros unicornis) dauert sie rund 480 Tage, so Schwarzenberger. Es gebe aber große Variationsbreiten innerhalb der einzelnen Arten, nämlich Tragezeitunterschiede von rund sieben Wochen.

Auch beim Zeitpunkt, wann das weibliche Sexualhormon Gestagen in der Plazenta zur Entstehung und Erhaltung einer Schwangerschaft erstmalig produziert wird, gebe es „ausgeprägte individuelle Unterschiede“. Und auch die Jahreszeiten haben durch die verschiedenen Tageslichtlängen zum Zeitpunkt der Geburt einen großen Einfluss auf die Dauer der Trächtigkeit, so der Wiener Forscher: „Sie ist etwa eine Woche kürzer, wenn die Geburt im Sommer und nicht im Winter stattfindet.“

Die Erkenntnisse sollen dafür sorgen, dass es in den Tiergärten mehr Nashornnachwuchs gibt. „Die Umsetzung neuer physiologischer Erkenntnisse in international abgestimmten Zuchtprogrammen hat bereits maßgeblich dazu beigetragen, dass die Anzahl sich fortpflanzender Nashörner in Zoos während der letzten Jahrzehnte deutlich gestiegen ist“, so Schwarzenberger. Frei lebende Nashörner sind laut der Roten Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN) entweder vom Aussterben bedroht, gefährdet oder nahezu bedroht, weil sie etwa von Wilderern erschossen werden.