Künstlerische Darstellung: Feuerball schlägt auf der Erde ein, im Vordergrund Dinosaurier
Caroline Brogan
Caroline Brogan
Asteroid

Dinos hatten kaum Zeit für Reaktion

Vor rund 66 Millionen Jahren hat ein zehn Kilometer breiter Asteroid die Dinosaurier ausgelöscht. Nur wenige Tage zuvor war der Koloss aus dem All erstmals auf dem Nachthimmel erschienen, wie Berechnungen zeigen. Sie werden auf der internationalen Planetary Defence Conference vorgestellt, die heute in Wien beginnt.

Der Chicxulub-Einschlag hatte verheerende Auswirkungen für die Erde, ihre Tier- und Pflanzenwelt. Der mehr als zehn Kilometer große Asteroid schlug im heutigen Golf von Mexiko ein und hinterließ einen gigantischen Krater. Nur wenige Tage vor seinem Einschlag war er am Nachthimmel zu sehen, wie unter anderem Geowissenschaftler Christian Köberl von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften errechnet hat.

Dunkler Besuch aus dem All

Die Zusammensetzung eines Asteroiden spielt bei der Sichtbarkeit eine große Rolle. Der Dino-Killer war ein Kohliger Chondrit, also eine besondere Steinmeteoritenart, die sehr wenig Sonnenlicht reflektiert. „Als er am Nachthimmel sichtbar wurde, stand der Einschlag wenige Tage bevor – als er bei Tageslicht am Himmel auftauchte, waren es nur noch wenige Stunden“, fasst Christian Köberl seine Berechnungen zusammen.

Für das Gedankenspiel geht Köberl davon aus, dass Dinosaurier das gleiche Sehvermögen hatten wie Menschen. Freilich hatten die Tiere auch keine Möglichkeit den Einschlag abzuwenden – selbst wenn der Asteroid früher am Himmel aufgetaucht wäre. Die Menschheit hätte ebenfalls keine Chance noch zu reagieren, wenn sie gefährliche Asteroiden ausschließlich mit bloßem Auge beobachten würde.

Künstlerische Darstellung: Asteoird schlägt auf der Erdoberfläche ein
@nt – stock.adobe.com
Der Dino-Killer schlug in einem besonders steilen Winkel auf die Erde auf und richtete so enormen Schaden an.

Asteroid vs. Komet

Asteroiden sind im Wesentlichen Gesteinsbrocken. Sie sind relativ klein und haben keinen Schweif. Der Großteil der Asteroiden befindet sich im Asteroidengürtel zwischen den Planetenbahnen von Mars und Jupiter.
Kometen bestehen aus Eis und Staub. In Sonnennähe verdampft das Eis und reißt den Staub mit. Ein Schweif wird im Sonnenlicht sichtbar.

Asteroiden-Einschläge keine Seltenheit

Heute werden erdnahe Asteroiden automatisch mit Teleskopen und Raumsonden aufgespürt und beobachtet. „Allein in den letzten 20 Jahren hat man 20.000 Asteroiden entdeckt, die irgendwann einmal der Erde nahe kommen können.“ Einschläge sind laut Christian Köberl eine reale Gefahr und kommen auch immer wieder vor. „Die Erde ist glücklicherweise relativ groß und 70 Prozent davon sind Ozean. Es gibt sehr viele Aufzeichnungen, die zeigen, dass alle paar Jahre über den Ozeanen solche Asteroiden-Explosionen stattfinden.“ Mit der steigenden Bevölkerungszahl des Planeten, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Asteroiden menschliches Leid verursachen.

Zuletzt ist ein Asteroid über dem russischen Tscheljabinsk in der Atmosphäre explodiert. Der 20-Meter-Brocken hat mehr als tausend Verletzte gefordert und Sachschäden angerichtet. Für die Wissenschaft waren die niedergegangenen Gesteinsfragmente eine wichtige Informationsquelle – es wurden in den Proben sogar menschliche Spuren entdeckt.

Tagung für Planetare Verteidigung in Wien

Seit Montag tauschen sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt in Wien über Möglichkeiten der „Planetaren Verteidigung“ aus. Es geht also um das Thema Asteroiden-Abwehr. Christian Köberl, selbst im Organisationskomitee der Planetary Defence Conference, präsentiert im Zuge der Fachtagung seine Berechnungen zum Dino-Asteroiden und die DART-Mission der NASA ist ebenso Thema in dieser Woche.

Die DART-Mission war das Praxistraining für die vielversprechendste Art Asteroiden abzulenken: Ein Raumschiff lenkt den Gesteinsbrocken durch einen Einschlag ab. Der Test im Herbst 2022 war im Wesentlichen erfolgreich. Allgemein gültig ist das Experiment allerdings noch nicht – auch hier ist die Zusammensetzung des Asteroiden entscheidend für den Erfolg der Mission. „Das heißt, es muss andere ähnliche Versuche mit Asteroiden geben, bis man weiß, wie der durchschnittliche Asteroid reagiert“, so Köberl.

Grafik zu Dart-Mission
NASA/Johns Hopkins Applied Physics Lab
Der Einschlag der Sonde hat die Umlaufbahn des Asteroiden um seinen großen Bruder um wenige Minuten verändert.

In der Wissenschaft werden zwei weitere Möglichkeiten diskutiert. Eine Rakete könnte sich dem Asteroid nähern – durch ihre Schwerkraft ändert der Asteroid seine Richtung. Den Gesteinsbrocken durch eine Bombe zu zerstören, wäre ebenfalls denkbar. „Hier gibt es allerdings internationale Verträge, die den Einsatz von Waffen im All problematisch machen“, so Christian Köberl. Eines haben alle drei Varianten gemein: Der Asteroid muss Jahre vorher entdeckt werden, um rechtzeitig aktiv werden zu können. In der Regel kein Problem – große Gesteinsbrocken kann man heute rechtzeitig erkennen.