Teresa Feororowna Ries im Bildhauereiatelier Hellmer
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Akademie durchforstet Ehrenmitgliedschaften

Die Akademie der bildenden Künste in Wien unterzieht ihre Ehrenmitglieder einer kritischen Prüfung. In einem ersten Schritt ging es um die NS-Zeit: Vier Künstlern wurde die Ehrenmitgliedschaft aberkannt, einer Künstlerin eine solche zuerkannt.

„Ehrungen müssen regelmäßig neu bewertet werden“, betonte Direktor Johan F. Hartle in einer Aussendung vom Dienstag. Den Prozess wolle man nun mit ersten Zu- und Aberkennungen starten. Wichtig sei, dass dies transparent ablaufe und man die Recherchen sowie die getroffenen Entscheidungen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar mache.

Zuerkennung für Bildhauerin Feodorowna Ries

In einem ersten Schritt hat sich eine Arbeitsgruppe, zu der neben Hartle auch die Archivarinnen der Akademie Eva Schober und Ulrike Hirhager, Provenienzforscherin Nicole-Melanie Goll, Senatsvorsitzender Andreas Spiegl und der Studierende Johannes Rips gehören, auf während der NS-Zeit oder direkt im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg verliehene Ehrenmitgliedschaften konzentriert. Dabei kam es zu einer Zuerkennung für die Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries, während dem Maler und Grafiker Ferdinand Andri, dem Bildhauer Josef Müllner, dem Schriftsteller Josef Weinheber sowie dem Maler Arthur von Kampf ihre Mitgliedschaften aufgrund ihrer Rolle im Nationalsozialismus aberkannt wurden.

Teresa Feodorowna Ries (1866–1956) erhielt ab 1894 Privatunterricht bei Edmund Hellmer, damals Professor an der Akademie ̶ Frauen waren erst 1920/21 zum Kunststudium zugelassen ̶ , und stellte später u. a. in der Wiener Secession, bei der Weltausstellung 1900 in Paris und der internationalen Kunstausstellung in Venedig 1903 aus. Die SS beschlagnahmte ihr Atelier 1938, sie wurde mit einem Berufsverbot belegt und flüchtete schließlich im August 1941 nach Lugano in der Schweiz. Zahlreiche ihrer Werke wurden bereits 1938 und während der folgenden Kriegsjahre zerstört. 1949 wurden über dreißig Fotografien von Arbeiten Teresa Feodorowna Ries’ in das Inventar des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste Wien aufgenommen. Die Künstlerin starb am 16. Juli 1956 – weitgehend vergessen – in Lugano.

Teresa Feodorowna Ries, Selbstporträt der Künstlerin
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Teresa Feodorowna Ries, Selbstporträt der Künstlerin

Zwei ihrer bekanntesten Skulpturen, Somnambule und Hexe, Toilette machend zur Walpurgisnacht, wurden 1974 anlässlich der Wiener Internationalen Gartenschau (WIG) in Oberlaa aufgestellt und dort in weiterer Folge dem Verfall und dem Vandalismus preisgegeben. Heute befinden sich einige ihrer noch vorhandenen Werke im Wien Museum und sind Gegenstand eines Restitutionsverfahrens.

Vortrag von Historiker Rathkolb

Dem Thema ist am 10. Mai auch eine Veranstaltung gewidmet. Dabei wird der Historiker Oliver Rathkolb im historischen Akademiegebäude am Schillerplatz einen Vortrag über Baldur von Schirach und dessen Rolle in der nationalsozialistischen Kulturpolitik halten.