Obst, Gemüse, Bananen, Kartoffeln, Erdäpfel, Nüsse, Brokkoli, Tomaten, Grapefruit, Trockenfrüchte, Avocado, Kiwi, Kalium, Ernährung, Essen
Yaruniv-Studio – stock.adobe.com
Yaruniv-Studio – stock.adobe.com
„Planetendiät“

Klimafreundlich und gesund

Weniger Fleisch, mehr Gemüse: Die Umstellung auf eine solche Ernährungsweise ist gut für Klima und Umwelt. Fachleute schlugen vor vier Jahren deshalb eine entsprechende „Planetendiät“ vor. Sie nützt laut einer neuen Studie aber auch der Gesundheit deutlich – und verringert das Sterblichkeitsrisiko um ein Viertel.

Fleischkonsum halbieren, dafür den von Obst und Gemüse verdoppeln – das sind die Faustregeln der “Planetendiät“. Vorteile bringt sie im Ackerbau, denn nach einer Reduktion von Futtermittelanbau für die Massentierhaltung könnten abwechslungsreichere Fruchtfolgen eingesetzt werden, die besser für die Böden sind. Laut Fachleuten könnten auch Lebensmittelabfälle reduziert werden.

Fleisch nur zweimal pro Woche

Lange bekannt ist aber auch, dass eine pflanzenbasierte Ernährung etliche Gesundheitsrisiken verringert, darunter Schlaganfälle, Darmkrebs und Diabetes. Genauso verbessert sie den ökologischen Fußabdruck, weil im Vergleich zu tierischer Nahrung der Wasser- und Flächenbedarf sowie Nährstoffbelastung und Treibhausgasemissionen reduziert werden.

Im Gegensatz dazu stehen die „Klimakiller“ Käse, Schalentiere und allen voran rotes Fleisch. 2019 fasste eine Gruppe von Forscherinnen und Forscher in einer Metastudie den Wissensstand zu nachhaltiger Ernährung zusammen und entwickelte die Empfehlungen für die Planetendiät. Diese umfassen zum Beispiel zwei kleine Eier und zwei Portionen Fleisch pro Woche, hingegen täglich einen halben Kilo Obst und Gemüse sowie eine Handvoll Nüsse.

Weniger anfällig für die häufigsten Todesursachen

Eine neue Langzeitstudie hat sich nun die Effekte der „Planetendiät“ auf einige Erkrankungen wie Herzleiden oder Krebs angesehen, die in Industrieländern wie Österreich zu den häufigsten Todesursachen gehören. In die Forschung flossen Daten von über 100.000 Personen aus einer Zeitspanne von 32 Jahren. „Wir schlagen eine neue Bewertung von Ernährungsweisen vor, die auf dem besten Wissen über ihre Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt basiert“, sagt Linh Bui von der University of Harvard, die die Studie im Rahmen der Jahreskonferenz der US-Gesellschaft für Ernährung in Boston vorgestellt hat.

Die Menschen mit einem höherem „Planetary Health Diet Index“ hatten am Ende der Analyse ein 25 Prozent geringeres Sterblichkeitsrisiko. Noch stärker ist der Zusammenhang bei Atemwegserkrankungen – diese waren bei nachhaltigen Ernährungsgewohnheiten um 50 Prozent seltener. Auch die Risiken für Herzleiden, Krebs und neurodegenerative Krankheiten waren bei einer nachhaltigen Ernährung deutlich geringer. Bei Frauen waren außerdem Tode durch Infektionskrankheiten nur halb so häufig.

Grafik zur „Planetendiät“: Die Quintile (Q2 – Q5) beschreiben, wie nachhaltig die Ernährung ist. Die Gesamtmortalität (der dunkelgrüne, jeweils am weitesten links stehende Punkt) sinkt deutlich mit der zunehmenden Nachhaltigkeit der Ernährung, genauso wie das Risiko für viele Erkrankungen.
Linh Bui et al., NUTRITION 2023
Die Quintile (Q2 – Q5) beschreiben, wie nachhaltig die Ernährung ist. Die Gesamtmortalität (der dunkelgrüne, jeweils am weitesten links stehende Punkt) sinkt deutlich mit der zunehmenden Nachhaltigkeit der Ernährung, genauso wie das Risiko für viele Erkrankungen.

Laut einer Studie, die im Frühjahr 2023 im Fachjournal “Nutrients “ erschienen ist, gibt es Hinweise darauf, dass die „Planetendiät“ Bakterien im Darm begünstigt, die eine entzündungshemmende Wirkung haben. Unklar ist, ob das die verringerten Krankheitsrisiken (vollständig) erklärt.

Forschung in unterschiedlichen Kulturen notwendig

Bui merkt an, dass es – abhängig von sozioökonomischen Faktoren und Lebensmittelverfügbarkeit – durchaus Unterschiede in der Umsetzbarkeit der „Planetendiät“ geben kann. Auch religiös bedingter Verzicht auf bestimmte Speisen oder Einschränkungen durch Krankheiten verändern die Möglichkeiten der einzelnen Personen, sich nachhaltig zu ernähren. Die Daten der jetzigen Studie stammen aus den USA. „Wir hoffen, dass Forscherinnen und Forscher unseren Index an spezifische Essenskulturen anpassen und herausfinden, wie er in anderen Populationen mit chronischen Erkrankungen zusammenhängt“, so Bui.

Fleisch als Streitpunkt

Da Ernährung ein sehr persönliches Thema ist, können Empfehlungen dazu auch an der Identität kratzen. Die Veröffentlichung der Metastudie zur „Planetendiät“ 2019 etwa führte zu heftigen Gegenreaktionen in sozialen Medien, wo Fleischbefürworter deutlich mehr User erreichten als die Arbeit selbst. Fachleute warnten in Folge vor einer Polarisierung, die durch soziale Medien begünstigt wird.