Die südlich der Sahara lebenden Trauerdrongos legen sehr vielfältige Eier. Ihre Grundfarbe variiert von Weiß bis Rotbraun. Manche haben gar keine Musterung, andere sind gesprenkelt, mit beigen, braunen oder schwarzen Flecken. Um seine Eier unbemerkt in deren Nest zu platzieren, produzieren Afrikanerkuckucke – auf Trauerdrongos spezialisierten Brutparasiten – ebenfalls sehr unterschiedliche Eier, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Jess Lund von der südafrikanischen Universität Cape Town im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“.
Perfekte Mimikry
Vier Jahre lang untersuchten sie bei Feldforschungen in Sambia die mehr oder weniger freiwillige tierische Zweckgemeinschaft. In einem ersten Schritt wurde analysiert, wie ähnlich sich die Eier der beiden Vogelarten sind. Wie das Team in der soeben erschienenen Studie berichtet, sind die Farben und Muster von Kuckucks- und Originaleiern im Durchschnitt beinahe identisch, die Parasiten können anscheinend alle möglichen von Trauerdrongos gelegten Eier imitieren. „Es ist unglaublich, wie perfekt diese Mimikry ist“, unterstreicht Erstautor Lund in einer Aussendung.
In einem zweiten Schritt führten Lund und Co. Experimente durch. Sie legten fremde Eier in ausgewählte Trauerdrongo-Nester. In den nächsten Tagen überprüften sie, ob diese akzeptiert oder entfernt worden waren. Es zeigte sich, dass die Drongos sehr gut zwischen eigenen und parasitären Eiern unterscheiden können. Auf Basis der Beobachtungen schätzen die Studienautoren und -autorinnen, dass sie mehr als 90 Prozent der Kuckuckseier erkennen und aus ihrem Nest werfen. Allerdings konnte man keine bestimmten optischen Eigenschaften bzw. eine eindeutige Regel ausmachen, die den Vögeln bei der Unterscheidung helfen.
Evolutionärer Wettkampf
Laut den Forscherinnen und Forschern nutzen die Trauerdrongos einen anderen Trick. Jedes Weibchen habe seine persönliche Eifärbung und -musterung, eine Art Signatur, die sich im ganzen Leben niemals ändert. Liegt im Nest ein Ei, das nicht exakt so aussieht wie ihr eigenes, wird es kurzerhand entfernt. „Obwohl die Kuckucke exzellente Fälschungen entwickelt haben, können sie nicht das Gelege eines bestimmten Trauerdrongos imitieren“, so Lund. Das bedeute, dass die Wahrscheinlichkeit für ein einzelnes Kuckucksei nicht sehr hoch ist, dass es genau dieser individuellen Signatur entspricht.
Das individuelle Äußere der Drongo-Eier sei vermutlich im evolutionären Wettkampf zwischen Wirt und Parasit entstanden, denn für Brutpärchen könnte diese Fähigkeit überlebensnotwendig sein, erklärt Lund: „Könnten sie nicht zwischen Fälschungen und ihrer eigenen Brut unterscheiden, würde diese getötet, sobald die Jungen schlüpfen. Und das Vogelpaar würde nur ein gefräßiges Kuckuckskind aufziehen.“
Durch die gute Fälschungssicherung der Drongos bringen Afrikanerkuckucke verglichen mit anderen Kuckucksarten nur recht wenige Jungen durch. Dass sie trotzdem nicht ausgestorben sind, ist für das Forschungsteam ein Rätsel. Der Vogel sei in Afrika sogar recht weit verbreitet. Möglicherweise, so eine Vermutung, haben sich nur die Trauerdrongos in dieser Region so gut auf die Kuckucksabwehr spezialisiert.