Die Erde aus Satellitenperspektive, „Blue Marble“
NASA/Apollo 17 crew
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Umwelt

Natur verbraucht: Mittwoch ist „Erdüberlastungstag“

Die Menschen haben die eigentlich für das gesamte Jahr zur Verfügung stehenden ökologischen Ressourcen der Erde aufgebraucht: Am Mittwoch, 2. August, ist nach den Berechnungen der amerikanischen Umweltorganisation Global Footprint Network in diesem Jahr der „Erdüberlastungstag“.

Wenn alle so aufwendig leben würden wie die Menschen in Österreich, wäre der Tag schon am 6. April gewesen.

Kaum Veränderung gegenüber dem Vorjahr

Auf den ersten Blick sieht es nach einem Fortschritt aus, weil der Tag der Erdüberlastung im vergangenen Jahr schon der 28. Juli war. Es sieht so aus, als hätten die Menschen 2023 weniger Ressourcen verbraucht als 2022. Der Schein trügt aber, wie Amanda Diep sagt, die Sprecherin von Global Footprint Network. Vielmehr würden sämtliche Daten jedes Jahr auch zurückliegend mit neuesten Datensammlungen und Methoden aktualisiert, um Vergleiche ziehen zu können. Danach lag der Erdüberlastungstag 2022 nicht am 28. Juli, sondern eher am 1. August.

„Der Trend ist flach“, sagte Diep, und das schon seit rund zehn Jahren. 2023 sei nur ein Tag gewonnen worden. „Wie viel davon auf einen Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten (wegen der Coronavirus-Pandemie) oder auf Anstrengungen zur Dekarbonisierung zurückzuführen ist, ist schwer zu sagen.“ Dekarbonisierung bedeutet den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen.

Ziel: Weniger Treibhausgase, weniger Lebensmittelabfälle

Die Organisation berechnet zum einen, was die Natur ohne Verluste im Jahr produzieren und absorbieren kann. Dabei geht es unter anderem um Rohstoffe, Trinkwasser und Nahrungsmittel und um menschengemachten Müll und CO2-Emissionen. Das stellt sie dem gegenüber, was die Menschen mit ihrer Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. So legt sie den Tag fest, an dem alle Ressourcen des Jahres verbraucht sind. Ein Großteil geht auf die Treibhausgas-Emissionen zurück.

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Um in Balance mit der Natur zu leben und die Treibhausgase wie vom Weltklimarat (IPCC) empfohlen zurückzufahren, müsste der Erdüberlastungstag in den kommenden sieben Jahren jedes Jahr um 19 Tage nach hinten verschoben werden, sagte Diep. Wenn es gelingen würde, die Lebensmittelabfälle weltweit zu halbieren, würden nach Angaben von Diep schon 13 Tage gewonnen.

Greenpeace: „Österreich besonders verschwenderisch“

“In Zeiten der eskalierenden Klima- und Artenkrise ist der Welterschöpfungstag ein Mahnmal, das uns daran erinnern soll, sorgsam mit unseren Ressourcen umzugehen", kommentierte Jasmin Duregger, Energieexpertin bei Greenpeace Österreich. Österreich zähle zu den besonders verschwenderischen Staaten, „jeden Tag werden hierzulande 13 Hektar wertvollen Bodens verbraucht“, so Duregger weiter. Sie forderte die Bundesregierung dazu auf, „den Bodenfraß mit Hilfe einer ambitionierten Bodenschutz-Strategie zu stoppen und das Erneuerbare-Wärme-Gesetz zu verabschieden, um das Ende der fossilen Energien einzuläuten.“

Nur sechs Prozent aller Länder nachhaltig

Eine Studie der Ohio State Universität zeigt, dass nur sechs Prozent von 178 Ländern ökologisch nachhaltig wirtschaften, indem sie ihre Bürgerinnen und Bürger angemessen mit Nahrung, Energie und Wasser versorgen, ohne dabei die natürlichen Kapazitäten zu überschreiten.

Die Forscherinnen und Forscher betrachteten den Wasserverbrauch und die CO2-Absorption, beispielsweise in Wäldern. Die Studie ergab, dass viele Länder viel mehr Kohlenstoff ausstoßen, als ihre Ökosysteme verkraften können. Dennoch sehen die Fachleute Potenzial, Umweltrisiken durch erneuerbare Energien, pflanzliche Ernährung und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu bekämpfen.