Börsenkurse an der Frankfurter Börse
APA/dpa/Boris Roessler
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Klimakrise

Aktien der Reichsten sind CO2-Treiber

Reiche verursachen viel mehr CO2 und tragen damit mehr zur Klimaerwärmung bei als Ärmere: Eine neue US-Studie bestätigt diese „Emissionskluft“. Sie fügt dem aber auch ein wichtiges Detail hinzu – es sind vor allem Investitionen in klimaschädliche Aktien und Anlagen, die diese Ungleichheit befeuern.

Passives Einkommen, das allein durch bestehende Investitionen fließt, ist laut der Studie besonders CO2-intensiv. Das kommt zum Beispiel zustande, indem Leute in fossile Energieträger investieren oder Aktien von Firmen kaufen, die viele Emissionen produzieren. In den reichsten Haushalten erzeugen diese Investments mehr als die Hälfte ihrer – ohnehin unverhältnismäßig hohen – Emissionen.

Für die Forschungsarbeit, die soeben im Fachmagazin „PLOS Climate“ erschienen ist, haben Fachleute aus Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaft von der University of Massachusetts Amherst 30 Jahre an Datenmaterial ausgewertet. Sie analysierten die Einkommen von 65.000 US-amerikanischen Haushalten von 1990 bis 2019 im Zusammenhang mit den Treibhausgasemissionen, die mit diesen Geldern verbunden sind.

0,1 Prozent sind „Super-Ausstoßer“

Die obersten zehn Prozent sind laut der Studie für 40 Prozent der Treibhausgasemissionen der USA verantwortlich. Ähnliche Zahlen gibt es zu den Verhältnissen weltweit – so geht laut dem „Climate Inequality Report 2023“ etwa die Hälfte der globalen Treibhausgasemissionen auf das Konto des reichsten Zehntels der Weltbevölkerung.

Die reichsten 0,1 Prozent bezeichnen die Autorinnen und Autoren überhaupt als „Super-Ausstoßer“ – solche Haushalte verursachen mehr als 3.000 Tonnen CO2 im Jahr. Zum Vergleich: In Österreich liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Jahr und Kopf bei 8,65 Tonnen.

Säulendiagramm Emissionen pro Haushalt USA
Starr et al., 2023, PLOS Climate, CC-BY 4.0
Durchschnittlicher CO2-Ausstoß nach Einkommensklasse in den USA 2019. Die Farbe gibt die Herkunft des Einkommens an.

„Nur 15 Tage der investitionsgebundenen Emissionen eines durchschnittlichen Haushalts dieser Schicht gleichen den Emissionen, die ein Haushalt aus den unteren zehn Prozent über die gesamte Lebensdauer ausstößt“, erklärt Nachhaltigkeitsforscher Jared Starr, Hauptautor der aktuellen Studie. Angehörige dieser Gehaltsklasse seien besonders oft in den Bereichen Finanz, Immobilien und Versicherungen tätig – oder im Bergbau.

Ungleichheiten wachsen

Ärmere bekommen die Auswirkungen der Klimakrise am stärksten zu spüren, während Reiche von den Treibern des Klimawandels profitieren. Die Schere hat sich laut Studie im untersuchten Zeitraum noch weiter geöffnet. Es sind vor allem weiße Personen, die die Emissionsungleichheiten in den USA treiben – sie stellen drei Viertel des obersten Prozents. Generell stößt die Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren am meisten Emissionen aus.

CO2-Steuer auf Basis der Investments

Das Team um Jared Starr betont die Bedeutung ihrer Arbeit für Fragen der Klimafinanzierung. Die Fachleute plädieren für eine CO2-Steuer, die an den CO2-Impact der Investments einer Person gebunden ist. Der Profit aus der Steuer solle der Klimafinanzierung zugutekommen, also um ärmere Länder für die Schäden durch die Klimaerwärmung zu entschädigen.

Das sei fairer als herkömmliche Modelle nach einem konsumbasierten Ansatz, bei dem Ärmere unverhältnismäßig bestraft, während die Reichen kaum etwas davon spüren würden. Solche Steuermodelle rechnen die CO2-Bilanz eines Produktes in den Preis mit ein, wodurch Kundinnen und Kunden dazu bewegt werden sollen, nachhaltigere Waren zu kaufen – was in weiterer Folge auch den Markt beeinflussen soll.

Ihr Ansatz, so entgegnen die Fachleute, würde Druck auf Personen erzeugen, die den meisten Einfluss haben – auch in der Politikgestaltung. „Im Endeffekt ist das Dekarbonisierung und Devestition aus Eigeninteresse. Ich glaube das ist in unserer Gesellschaft das wirtschaftlich und politisch mächtigste Steuermodell“, so Starr.