Kaugummi, Bub, Kind, Kinder
ulianna19970 – stock.adobe.com
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Faktencheck

Verklebt Kaugummi den Magen?

Kaugummi verklebt den Magen, und Lesen im Dunkeln ist schlecht für die Augen: Manchmal behalten Erwachsene mit ihren Belehrungen gegenüber Kindern recht, zuweilen liegen sie mit ihren Weisheiten aber auch weit daneben, wie ein Faktencheck zeigt.

Behauptung: Verschluckte Kaugummis verkleben den Magen.

Bewertung: Falsch.

Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselstörungen (DGVS) gibt Entwarnung: „Die Kaugummis kleben nicht im Mund an den Zähnen und beim Schlucken nicht in der Speiseröhre oder den Magenwänden fest. Auch nicht nachfolgend im Dünn- und Dickdarm“.

Aber wieso eigentlich nicht? Schließlich kleben Kaugummis auch unter Schultischen – und aus Haaren sind sie auch nicht leicht herauszukriegen. „Die Schleimhäute im gesamten Verdauungstrakt sind mit einem Flüssigkeitsfilm überzogen, der dies verhindert“, so die Medizinerin und DGVS-Sprecherin Birgit Terjung. Die verdaulichen Bestandteile werden durch Säure und Enzyme abgebaut – und verkleben nicht den Magen. Die unverdauliche sogenannte Kaugummibase, die den Kaugummi klebrig und und gummiartig macht, werde mit dem Stuhlgang ausgeschieden.

Behauptung: Absichtliches Schielen kann für immer bleiben.

Bewertung: Falsch.

Schielen ist eine meist beständige oder immer wieder auftretende Fehlstellung eines oder beider Augen, wie der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) schreibt. Die Augen schauen dabei nicht in die gleiche Richtung. Damit wir räumlich sehen können, müssen beide Augen auf dieselbe Stelle schauen. Dem BVA zufolge entsteht dabei in beiden Augen jeweils ein geringfügig unterschiedliches Bild. Diese beiden Bilder schmelzen dann im Gehirn zu einem einzigen Seheindruck zusammen.

Bei schielenden Menschen treffen die Sehachsen nicht auf dieselbe Stelle. „Der Unterschied der beiden Bilder, den die Augen liefern, wird zu groß. Sie können im Gehirn nicht mehr richtig zur Deckung kommen“, schreibt der Verband. Dadurch ist keine räumliche Wahrnehmung möglich und die Betroffenen sehen störende Doppelbilder. Eine „vorübergehende, absichtliche, bewusste, meist angestrengte Schielstellung“ führe zu Doppeltsehen, aber im Allgemeinen nicht zu bleibenden Schäden, so der Augenarzt Horst Helbig vom Universitätsklinikum Regensburg.

Behauptung: Lesen im Dunkeln macht die Augen kaputt.

Bewertung: Stimmt.

„Lesen bei schlechtem Licht im Kindesalter gilt als Risikofaktor für die Entwicklung beziehungsweise Verstärkung einer Kurzsichtigkeit“, sagt Augenmediziner Helbig. In einer Studie der Queensland University of Technology aus dem Jahr 2014 kommen die Forscherinnen und Forscher zu folgendem Schluss: Kinder, die sich länger im Freien bei hellem Licht aufhalten, haben bessere Augen als jene, die das weniger häufig tun. Diese seien häufig kurzsichtig.

Behauptung: Wer schief sitzt, bekommt einen Buckel.

Bewertung: Falsch.

Um Rückenproblemen vorzubeugen, ist nicht unbedingt eine perfekte Körperhaltung wichtig. Vielmehr gehe es darum, ausreichend Bewegung im Alltag zu haben, sagt Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Der Mensch brauche Muskulatur zu Stabilisierung der Wirbelsäule – und dafür ist Bewegung wichtig. Von der alleinigen Idee der richtigen Sitz- und Stehhaltung im Sinne eines geraden Rückens müsse man Abstand nehmen. Kinder müssten „sehr lange und viel schief sitzen, um einen Buckel zu bekommen. Das kommt nicht davon, wenn sie mal einen Nachmittag schief an den Hausaufgaben sitzen.“