Ein Team um Joana Meier von der Universität Bern und vom Naturmuseum Basel (NMB) analysierte dafür über 460 Genome von Buntbarschen. Ergebnis: Die große Artenvielfalt ist nicht auf die Einwanderung von Arten aus anderen Seen zurückzuführen, sondern auf eine Art „DNA-Recycling“ – Neukombinationen im Erbgut der drei Stammarten.
Unterschiedliche ökologische Nischen besetzt
Ein Schlüsselelement in diesem Prozess war laut der im Fachmagazin „Science“ erschienenen Studie die wiederholte Vermischung und Aufspaltung von Arten. Als Beispiel dafür sei die Entstehung von Zwergprädatoren, wie das NMB in einer Mitteilung anführt. Die kleinen Raubfische entstanden durch die Kreuzung von großen Prädatoren und kleinen Planktonfressern. Durch solche Prozesse entstanden im Victoriasee Arten, die zwar nahe miteinander verwandt sind, sich aber auf unterschiedliche Lebensweisen spezialisiert haben und somit unterschiedliche ökologische Nischen besetzen.
Diese wiederholten Kreuzungen zwischen den verschiedenen Arten machten es überflüssig, auf zufällige Mutationen zu warten, so die Forscherinnen und Forscher. Neue Arten entstanden so viel schneller als durch Mutation und natürliche Selektion.
Dieses Wissen sei wichtig für die Erhaltung der Biodiversität, schreiben die Fachleute in der Studie: „Diese Erkenntnis legt nahe, dass wir über artzentrierte Erhaltungsstrategien hinauswachsen und darauf abzielen sollten, ganze Artenkomplexe zu bewahren, um ihre Fähigkeit zur Anpassung und Diversifizierung zu erhalten.“