"Unsere Studie deutet darauf hin, dass der Amazonas-Regenwald nicht so unberührt ist, wie viele glauben“, sagt Vinicius Peripato vom brasilianischen Weltraumforschungszentrum (INPE). Die indigene Bevölkerung habe das Amazonas-Becken Tausende von Jahre lang bewohnt und mitgestaltet. Die meisten Spuren davon sind verloren gegangen, mit Hilfe neuester Techniken hat ein Team um Peripato das Ausmaß nun aber eingeschätzt.
Laserscans aus dem Flugzeug
Die Fachleute scannten aus Flugzeugen mit Laserstrahlen (Lidar) die Oberfläche eines rund 5.000 Quadratkilometer großen Teils des Amazonas-Beckens. Aus den Messdaten können digitale Geländemodelle erzeugt werden, in denen sich die in der Topografie noch erhaltenen archäologischen Strukturen erkennen lassen.
Mit der Methode entdeckten die Forscherinnen und Forscher 24 bisher noch unbekannte Stätten aus der Zeit vor Christoph Kolumbus – darunter befestigte Dörfer, Verteidigungs- und Zeremonienstrukturen sowie Berggipfelsiedlungen, wie sie im Fachmagazin „Science“ berichten. Im gesamten Amazonas-Regenwald könnten laut ihren Berechnungen noch 10.000 bis 24.000 Stätten liegen, die bisher unentdeckt sind.
Aktiv Wald bewirtschaftet
Darüber hinaus fand das Forschungsteam Zusammenhänge zwischen den vorhergesagten archäologischen Stätten und dem Vorkommen sowie der Häufigkeit domestizierter Baumarten. Dies deute darauf hin, dass die indigenen Bevölkerungen den Wald lange Zeit aktiv bewirtschafteten und damit seine Ökologie prägten.
„Amazonas-Wälder verdienen nicht nur wegen ihres ökologischen Wertes eindeutig Schutz, sondern auch wegen ihres hohen archäologischen, sozialen und biokulturellen Wertes, der die moderne Gesellschaft lehren kann, wie sie ihre natürlichen Ressourcen nachhaltig bewirtschaften kann“, heißt es deshalb in der Studie.