Kautschukbäume im Spalier
Veam / Westend61 / picturedesk.com
Veam / Westend61 / picturedesk.com
Ökologie

Kautschukproduktion „frisst“ Naturwälder

Rund eine Milliarde Reifen werden jedes Jahr aus Naturgummi hergestellt. Der Rohstoff dafür stammt von Kautschukbäumen in Südostasien. In den vergangenen 30 Jahren sind dort laut neuen Satellitenmessungen über vier Millionen Hektar Wald gerodet worden – mehr als doppelt so viel wie bisher angenommen.

Ein Viertel dieser Wälder wäre besonders wichtig für den Erhalt vieler Tier- und Pflanzenarten, schreibt ein Team um Antje Ahrends vom Königlichen Botanischen Garten in Edinburgh (Schottland) soeben im Fachmagazin „Nature“.

Hochauflösende Satellitendaten

Die Forscher und Forscherinnen untersuchten, wo überall in Indonesien, Thailand, dem Vietnam, China, Malaysia, Myanmar, Kambodscha und Laos natürliche Wälder Kautschukbaumplantagen weichen mussten. „Bisher war diese Einschätzung sehr schwierig, weil Kautschuk ja selbst ein tropischer Baum ist und die Kautschukbaumplantagen ganz schwer von tropischen Primärwäldern zu unterscheiden sind“, sagte Ahrends im ZiB-Interview. „Es ist uns jetzt aber mit Hilfe von hochauflösenden Satellitendaten gelungen, den Kautschuk für Südostasien zu kartieren.“

Mehr als vier Millionen Hektar Wald gingen demnach seit 1993 für die Gummiproduktion verloren, berichten die Fachleute, zu denen auch Eleanor Warren-Thomas vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien gehört. Das entspricht der Fläche von Wien, Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland zusammen. Mehr als eine Million Hektar der Kautschukplantagen liegen in ausgewiesenen „Schlüsselgebieten der biologischen Vielfalt“ (Key Biodiversity Areas). Die Auswirkungen auf die Artenvielfalt und Ökosysteme in Südostasien seien beträchtlich.

Kautschuk: Millionen Hektar Wald gerodet

Der natürliche Kautschuk ist noch immer für die Autoreifenproduktion unverzichtbar. Für seinen Anbau sind seit den 1990er Jahren vier Millionen Hektar Wald gerodet worden, wie eine Studie zeigt.

Kein Plädoyer für synthetischen Kautschuk

Als Aufruf, stattdessen auf synthetischen Kautschuk zu setzen, versteht Antje Ahrends die Studienresultate freilich nicht: „Synthetischer Kautschuk wird überwiegend aus Rohöl gewonnen und ist deswegen aus Klimasicht schädlicher als der Naturkautschuk.“ Auch werde letzterer überwiegend von Kleinbauern angebaut – und sei für sie eine wichtige Einkommensquelle.

„Insofern sind wir der Meinung, dass der Anbau nachhaltiger gestaltet werden müsste“, so die Forscherin. Ansätze dazu gebe es bereits, etwa einen zertifizieren entwaldungsfreien Naturkautschuk.