Prachtstaffelschwanz-Weibchen im Nest
Ashton Claridge, Sonia Kleindorfer
Ashton Claridge, Sonia Kleindorfer
Verhaltensforschung

Gesang von Vogelmüttern prägt Nachwuchs

Die gesangliche Früherziehung bei australischen Prachtstaffelschwänzen beginnt früher als gedacht und prägt die frisch geschlüpften Vögel nachhaltig. Laut einer neuen Studie geben die Vogelmütter ihrem noch im Ei befindlichen Nachwuchs eine Art Familiencode in gesungener Form mit, den sie später als Erkennungsmerkmal beim Betteln um Futter einsetzen.

An der kürzlich im Fachjournal „American Naturalist“ veröffentlichten Studie ist die Leiterin der Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien in Grünau im Almtal (OÖ), Sonia Kleindorfer, federführend beteiligt. Die Gründerin des „BirdLab“ an der Flinders University im australischen Adelaide und ihre Kollegin Diane Colombelli-Négrel haben seit dem Jahr 2005 an 13 verschiedenen Orten in Australien Aufnahmen von brütenden Prachtstaffelschwanz-Müttern (Malurus cyaneus) im Nest mit den Lautäußerungen ihrer Küken verglichen.

Die Tiere bauen demnach in ihre üblichen Gesänge individuell geprägte „B-Elemente“ ein, die sie dem Nachwuchs schon „zuträllern“, wenn sich dieser noch innerhalb der Eierschalen befindet. Das scheint jedoch das Aufschnappen dieser Art gesanglichen Signatur nicht zu verhindern. Denn dieses charakteristische lautliche Element fand sich dann prominent in den Bettelrufen der frischgeschlüpften Küken.

Früher Einfluss

Ein interessantes Detail ist auch, dass die Jünglinge dann sicherer in ihrer Gesangskopie der Mutter waren, wenn letztere beim Vorsingen im Embyrostadium bedächtig vorgeht. Mütter mit einer langsamen Rufrate brachten Nachkommen auf die Welt, die die „in ovo“ – also im Ei – erlebten Melodien ähnlicher wiedergeben konnten, wie es Colombelli-Négrel in einer Aussendung ausdrückte. Auch konnte das Team feststellen, wie sich die Herzfrequenz der Jungen beim vernommenen, individuellen Gesang der Mutter reduzierte.

Die Untersuchung zeigt laut Kleindorfer, dass das Erlernen von Lautelementen schon viel früher als bisher gedacht beginnt und vom Verhalten der Vogelmütter beeinflusst wird. Die Erkenntnisse würden eine „wichtige Lücke in unserem Verständnis des Lernprozesses der Klang- sowie Gesangsproduktion“ füllen: „Bis vor kurzem wurden deren Rufe und Gesang und somit auch deren Funktion als potenzielle Klang- und Gesangslehrerin übersehen“, so die Wissenschaftlerin in einer Aussendung der Uni Wien.