Die Erde aus Satellitenperspektive, „Blue Marble“
NASA/Apollo 17 crew
NASA/Apollo 17 crew

Erstmals Zweigradgrenze überschritten

Die weltweite Durchschnittstemperatur hat am Freitag erstmals die vorindustrielle um mehr als zwei Grad übertroffen. Das berichtet der EU-Klimawandeldienst (Copernicus Climate Change Service).

Die globale Durchschnittstemperatur lag demnach am 17. November 2,06 Grad über den saisonal üblichen Durchschnittstemperaturen in den Jahren 1850 bis 1900. „Es handelt sich um den ersten Tag, an dem die weltweite Temperatur mehr als zwei Grad höher war“, schrieb Samantha Burgess, die stellvertretende Copernicus-Direktorin im Onlinedienst X (ehemals Twitter). Dieser Befund nährt die Befürchtungen, dass die internationale Gemeinschaft ihre selbst gesteckten Klimaschutzziele nicht einhalten kann.

Im Pariser Klimaabkommen von 2015 war vereinbart worden, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Dabei wird allerdings nicht die Erwärmung an einzelnen Tagen betrachtet, sondern die Erwärmung über mehrere Jahre hinweg.

Die Zweigraderwärmung im Vergleich zur Vorindustrialisierung „bedeutet nicht, dass das Pariser Abkommen gebrochen wurde“, sagte Burgess gegenüber CNN, „aber es unterstreicht, wie wir uns diesen international vereinbarten Grenzwerten nähern. Wir können in den kommenden Monaten und Jahren mit einer zunehmenden Häufigkeit von 1,5-Grad- und Zweigradtagen rechnen.“ Die Daten von Copernicus seien vorläufig und es werde Wochen dauern, bis sie durch reale Beobachtungen bestätigt werden.

1,17 Grad plus im Vergleich zu 1991-2020

Der Weltklimarat IPCC hatte 2018 festgehalten, dass die Erderwärmung über einen 30-Jahres-Zeitraum festgestellt werden müsse. Im Vergleich zu diesem Zeitraum (1991 bis 2020) hat sich die Erde um 1,17 Grad erwärmt. Der Klimawandel führt zu einer weltweiten Zunahme und Intensivierung von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen.

Reihe von Hitzerekorden

Dieses Jahr wurden bereits eine Reihe von Hitzerekorden gemessen. Die Monate Juni bis Oktober waren laut Copernicus weltweit die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen.

Im Oktober lagen die Temperaturen demnach 1,7 Grad über den Oktober-Temperaturen im Zeitraum 1850 bis 1900. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm rechnet mit „nahezu vollkommener Sicherheit“ damit, dass die weltweiten Durchschnittstemperaturen im Jahr 2023 die des bisherigen Rekordjahrs 2016 übertreffen werden.

Die Beschleunigung der weltweiten Erderwärmung und ihre Folgen setzen die Verhandlungsdelegationen bei der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) unter Druck. Dort wird vom 30. November bis zum 12. Dezember über Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise beraten.