Jemand hält Erde in der Hand, in der anderen ein kleines Stück Plastik
AFP – BEN STANSALL
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Umwelt

Mikroplastik österreichweit in Böden

Mikroplastik ist nicht nur für die Weltmeere oder Österreichs Flüsse und Seen ein Problem. Auch die Böden sind hierzulande mit Mikroplastik verunreinigt, wie eine aktuelle Analyse zeigt.

Umweltbundesamt (UBA), Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die Universität für Bodenkultur und die zuständigen Landesbehörden haben sie im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft durchgeführt, wie das UBA mitteilte.

Nur in sechs von 113 Proben keine Nachweise

Um einen österreichweiten Überblick über die Plastik- und Mikroplastikverschmutzung heimischer Böden zu bekommen, wurden für das Projekt „PLASBo“ an 113 Standorten Proben genommen – auf Äckern und in Weingärten, auf Grünland- und Waldflächen, in Verkehrsgebieten und auf Gewerbeflächen, in Freizeitanlagen oder Naturschutzgebieten. Gesucht wurde nach sichtbaren Plastikteilchen und nach Mikroplastikpartikeln, die erst unter dem Mikroskop sichtbar werden.

Ergebnis: In 33 der Bodenproben war die Plastikverschmutzung mit freiem Auge sichtbar. In weiteren 74 Proben wurde Mikroplastik im Labor identifiziert, sagt Wolfgang Friesl-Hanl vom Umweltbundesamt. Nur in sechs der 113 Proben habe es keinen Nachweis gegeben – „was aber nicht heißt, dass da wirklich nichts drin ist. Die Analytiker aus dem Labor haben gesagt, wenn wir lange suchen würden, würden sie hie und da sicher Partikel finden“, so Friesl-Hanl im Ö1 Morgenjournal.

Verkehrs- und Gewerbegebiete besonders belastet

Die stärkste Mikroplastikverschmutzung, also die meisten Plastikteilchen unter einer Größe von einem Millimeter, fanden die Forscherinnen und Forscher in Bodenproben aus Verkehrs- und Gewerbegebieten, gefolgt von Grünland- und Ackerflächen sowie Freizeitanlagen. Die geringste Belastung fand man in Bodenproben aus Naturschutzgebieten und Wäldern.

Zudem wurden im Labor die Plastikarten bestimmt. Bei bewirtschafteten Flächen in der Landwirtschaft gab es zusätzlich Befragungen zur Landnutzung, um die Quellen der Verunreinigung identifizieren zu können. „Dort, wo zum Beispiel hohe Verunreinigungen auf Ackerland aufgetreten sind, da trifft sich das sehr häufig mit aufgebrachtem Klärschlamm, Kompost oder anderem Wirtschaftsdünger“, erklärt Friesl-Hanl.

Kunstfasern vom Waschen, Plastiksackerln …

In den Abwasserkläranlagen werden Plastikpartikel herausgefiltert, um die Verschmutzung der Gewässer zu reduzieren – sie gelangen etwa beim Waschen von Kleidung aus Kunstfasern ins Abwasser – über den Klärschlamm gelangen diese Polyurethan-Fasern dann in die Böden. Und auf Komposthaufen dürften zu oft auch Plastiksackerln und andere Kunststoffabfälle landen, die sich dann zersetzt unter den Dünger mischen.

In den Bodenproben aus Freizeitanlagen fand man dagegen Spuren anderer Kunststoffe „wie z.B. PET, Polyethylenterephthalat oder von Lebensmittelverpackungen, das durch Wegwerfen von Abfall zustande kommt.“

Aktionsplan Mikroplastik

Zu den Auswirkungen der Mikroplastikbelastung der Böden brauche es weitere Studien, sagt Wolfgang Friesl-Hanl. Aber es gebe bereits deutliche Hinweise, dass die Bodengesundheit darunter leidet und sich die Wasseraufnahmefähigkeit verschlechtere.

Dem Aktionsplan Mikroplastik des Umweltministeriums folgend, sollen nun Maßnahmen intensiviert werden, die die Plastikverschmutzung verhindern: Dazu zählt die Plastikproduktion zu reduzieren, die Entwicklung biologisch abbaubarer Alternativen zu fördern und Bewusstseinsbildung. Denn auch von Menschen in der Umwelt unachtsam weggeworfenes Plastik trägt zur österreichweiten Mikroplastikbelastung bei.