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APA/dpa/Daniel Reinhardt
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Studien

Privatkapital verschlechtert Gesundheitswesen

Die öffentlichen Kosten für das Gesundheitswesen sind hoch, in vielen Ländern wird deshalb der Einstieg von privaten Investoren forciert. Doch zwei aktuelle US-Studien belegen: Privates Kapital steigert die Kosten und senkt die Qualität der Versorgung.

„Es gibt jede Menge Hinweise dafür, dass die Übernahme von Gesundheitseinrichtungen durch Private-Equity-Firmen die Kosten für die Versorgung hinauftreibt. Eine neue Studie zeigt auch, dass die Qualität sinkt“, schrieb jetzt der US-Pharma-Info-Dienst STAT.

Viertel mehr Komplikationen im Spital

Diese Studie wurde am Stefanitag von einem Team um die US-Intensivmedizinerin Sneha Kannan im Fachjournal „JAMA“ veröffentlicht. Die Fachleute haben dafür Daten von über 660.000 Patienten und Patientinnen mit staatlicher Krankenversicherung („Medicare“) nach Aufnahme in 51 von privaten Investoren übernommenen US-Krankenhäusern analysiert. Als Kontrollgruppe dienten über vier Millionen Spitalsaufnahmen in 259 Krankenhäusern anderer Träger. Die Spitalsaufenthalte geschahen zwischen 2009 und 2019.

Die Verkauf der Spitäler an die Privatinvestoren wirkte sich auf die Patienten und Patientinnen negativ aus. Denn danach „stieg bei den Medicare-Patienten, die in solche Krankenhäuser aufgenommen wurden, die Zahl der im Spital erworbenen Erkrankungen im Vergleich zu den ‚Kontrollkrankenhäusern‘ um 25 Prozent“, schreiben die Fachleute.

Erklären lasse sich dies durch deutlich mehr Stürze und häufigere Blutinfektionen in den privatisierten Krankenhäusern. Die Häufigkeit von Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen verdoppelte sich sogar.

Übersichtsstudie mit ähnlichen Resultaten

In der gesundheitspolitischen Debatte in vielen Ländern kommt immer wieder das Argument auf, dass eine „Privatisierung“ von Spitälern, Pflegeheimen, Ambulanzen oder Arztpraxen zu einer kostengünstigeren Versorgung führen könne. Der US-Pharma-Infodienst STAT führt dazu allerdings eine weitere, vor Kurzem im „British Medical Journal“ erschienene Übersichtsstudie als Gegenbeweis an.

Ein Team um Alexander Borsa von der Columbia University in New York hat dafür wissenschaftliche Studien aus acht Staaten neuerlich analysiert. Die meisten Untersuchungen stammten aus den USA mit Gesundheitseinrichtungen in der Hand von Privatinvestoren. Auch in dieser Untersuchung gab es ein negatives Resultat. „Über verschiedenen Messgrößen hinweg war das Eigentum (an der Einrichtung; Anm.) durch private Geldgeber konsistent mit einem Anstieg der Kosten für Patienten oder Zahler (z.B. Krankenversicherungen; Anm.) verbunden.“ Das Bild zur Qualität der Versorgung in den privaten Gesundheitseinrichtungen sei „gemischt“ bis hin zu einer Tendenz zum Schlechten gewesen.

International gibt es einen starken Trend von Finanzinvestoren, ihr Geld im Gesundheitswesen anzulegen, wahrscheinlich auch, weil im Grunde jeder Mensch auf solche Dienstleistungen angewiesen ist. In der Studie in BMJ ist von weltweit mehr als 200 Milliarden US-Dollar an Kapitalflüssen für Übernahmen etc. seit dem Jahr 2021 die Rede.