Insekten im Licht
THANAGON/stock.adobe.com
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Verhalten

Warum Motten zum Licht fliegen

Eine Lampe umschwärmt von Insekten, die taumelnd die Lichtquelle umkreisen oder dagegenprallen – das Bild ist bekannt. Allerdings weiß man bis heute nicht, warum die Tiere das tun. Eine neue Theorie dazu präsentierte ein britisches Forschungsteam nun im Fachjournal „Nature Communications“.

Aufzeichnungen, wie man mit Licht – Fackeln und Feuer – Insekten fängt, sind schon aus dem Römischen Reich erhalten und fast 2.000 Jahre alt. Warum viele Insekten die Nähe von künstlichem Licht vermeintlich suchen, ist bis heute nicht zur Gänze geklärt. Theorien dazu gibt es einige:

  • Insekten könnten von der Wärme angezogen werden, die manche Lichtquellen abgeben.
  • Sie haben sehr lichtempfindliche Facettenaugen und könnten geblendet werden.
  • Die Insekten verwechseln künstliches Licht in der Nacht mit Tageslicht und reagieren mit einem Fluchtreflex – hinaus aus dem Dunkel.

Diese Annahmen gelten mittlerweile als überholt oder als nicht sehr wahrscheinlich.

Zitronenfalter umschwirren Lampe
Thomas Angus/Imperial College London
Zitronenfalter umschwirren Lampe

Mit dem Rücken zum Licht

Ein britisches Forschungsteam unter der Leitung von Samuel Fabian und Yash Sondhi beobachtete nun: Künstliches Licht in der Nacht beeinträchtigt die Fähigkeit von Insekten, sich am Horizont auszurichten. Das wiederum stört ihre Flugbahn, wie die im Fachjournal „Nature Communications“ erschienene Studie zeigt.

Das Forschungsteam untersuchte das Flugverhalten verschiedener tag- und nachtaktiver Insektenarten wie Motten, Libellen, Fruchtfliegen und Schwärmer unter unterschiedlichen Lichtbedingungen. Beobachtet wurden die Tiere in der Natur und auch im Labor. Hochgeschwindigkeitsinfrarotkameras zeichneten ihre Flugbewegungen auf.

Afrikanischer Mondspinner
Thomas Angus/Imperial College London
Afrikanischer Mondspinner bei Lichtquelle

Das Team fand dabei heraus, dass fliegende Insekten ihren Rücken der jeweiligen Lichtquelle zuwenden, im Fachjargon: eine „dorsale Lichtreaktion“ zeigen. Sie halten auf diese Weise Kurs. Bei natürlichen Lichtquellen wie Sonne und Mond fliegt das Insekt mit dem Rücken zum Licht, gleichmäßig und kleine Runden drehend. Bei künstlichem Licht hingegen korrigiert das Insekt seine Flugbahn in kurzen Abständen immer wieder und in verschiedene Richtungen. Das führt dazu, dass die Insekten in unruhigen und ungleichmäßigen Bewegungen die Lichtquelle umkreisen.

Diese Erkenntnis soll dazu beitragen, die Lebensbedingungen für Insekten zu verbessern, heißt es in der Studie. Um den Fortbestand verschiedener Insektenarten zu sichern, sollte nicht notwendiges künstliches Licht in der Nacht reduziert werden.