Nationalpark Donauauen bei Stopfenreuth
APA/HERBERT NEUBAUER
APA/HERBERT NEUBAUER
Ressourcen

Wasserverschmutzung führt zu Knappheit

Definiert man Wasserknappheit aus dem Blickwinkel des Bedarfs an sauberem Wasser, kann eine Verknappung des Angebots auch eintreten, wenn viel kühles Nass fließt. Vor allem Verschmutzung durch Stickstoff aus der Landwirtschaft könnte laut einer neuen Studie zu Engpässen führen.

In vielen Gegenden der Erde spielen die Flusssysteme eine große Rolle für die Trinkwasserversorgung. Große Teile Österreichs, wie etwa Wien, das sich mit seinen Hochquellleitungen auf eine direkte Frischwasserzufuhr aus den nahen Alpen stützen kann, sind hier in einer recht komfortablen Ausnahmesituation.

Bis vor wenigen Jahren seien in Überlegungen zu Zukunftsszenarien zur Wasserverfügbarkeit vor allem Veränderungen in der Quantität von Süßwasser berücksichtigt worden. Allerdings habe mittlerweile auch die Verminderung der Wasserqualität durch intensiveren Düngemitteleinsatz oder die zunehmende Verstädterung ebenso einen gewichtigen Einfluss, schreiben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ihrer soeben im Fachblatt „Nature Communications“ erschienenen Studie. Vor allem der Eintrag von Stickstoff, der zu Algenblüten, Sauerstoffmangel im Wasser und Fischsterben führen kann, limitiere zusehends das vielerorts verfügbare saubere Wasser.

Wachsendes Problem

Daher analysierte das Forschungsteam um Mengru Wang von der Wageningen Universität Szenarien zu Entwicklungen zur Quantität und Qualität von sauberem Wasser von 2010 bis zum Jahr 2050 unter Berücksichtigung des Klimawandels und voraussichtlich eintretender sozioökonomischer Veränderungen. Die Basis dafür waren Wasserabflussdaten von mehr als 10.000 Flusseinzugsgebieten und Sub-Einzugsgebieten sowie Informationen zur Stickstoffkonzentration darin.

Hier zeige sich, „dass die aktuelle und zukünftige Wasserknappheit zunehmend zum erheblichen globalen Problem wird, wenn man das Augenmerk auf die Verfügbarkeit von ausreichend sauberem Wasser legt“, so die Forscherinnen und Forscher. So nehme die Anzahl der Gebiete, die von Wassermangel betroffen sein können, beim Rückblick auf das Jahr 2010 von 984 auf 2.517 zu, wenn neben der Wassermenge auch dessen Qualität berücksichtigt wird.

2050: Milliarden Menschen betroffen

Unter den pessimistischsten Annahmen bezüglich Klimawandel, Bevölkerungswachstum und Co. würde diese Zahl auf über 3.000 um das Jahr 2050 anwachsen. Damit könnten zu diesen Zeitpunkt rund drei Milliarden Menschen von Trinkwasserknappheit betroffen sein, heißt es in der Publikation.

Im Rahmen dieses Szenarios liegen die größten Regionen, in denen ebenso Quantitäts- wie Qualitätsprobleme zu erwarten wären, im Süden der USA, in Mexiko, Nordafrika, der arabischen Halbinsel, im Nahen Osten sowie in großen Teilen Indiens und im Süden und Ostens Chinas. Aber auch Teile der Südhalbkugel und Europas stünden dann vor zunehmenden Problemen: Der Analyse zufolge würden große Gebiete Deutschlands, der Beneluxländer, Westpolens sowie weite Teile Spaniens und Portugals und andere kleinere Gebiete Südeuropas zu „Hotspots“ werden. Gerade die Iberische Halbinsel macht seit Jahren und auch aktuell wieder in Bezug auf Wasserknappheit von sich reden.

Österreich und seine unmittelbare Umgebung hätte den Prognosen zufolge auch in den nächsten Jahrzehnten kaum quantitative Mängel an sauberem Wasser aus den Flusseinzugsgebieten zu befürchten. Allerdings hegen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen – wie in den meisten Regionen, in denen relativ viel Landwirtschaft betrieben wird und die dichter besiedelt sind – Bedenken bezüglich der Qualität der verfügbaren Ressourcen. Angesichts ihrer Prognosen plädieren sie dafür, auf Fragen der Qualität beim Wassermanagement stärker zu achten, da der Blick auf die reine verfügbare Menge möglicherweise zu einem Unterschätzen der Gefahren für die Versorgung mit sauberem Wasser führt.

Vor allem im Süden

Einen etwas allgemeineren Blick auf Wasserverfügbarkeit hat kürzlich ein Team im Fachmagazin „Science“ geworfen: Die Studie chinesischer und australischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um Yongqiang Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften berechnete, dass vor allem in der südlichen Hemisphäre die Menge an insgesamt verfügbarem Wasser – egal ob sauber oder nicht – seit 2001 merklich abgenommen hat. Zwar würden auch in Teilen der Nordhalbkugel Rückgänge verzeichnet, etwa in Osteuropa und Sibirien, das Plus in anderen nördlicheren Regionen wiege dies aber auf. Anders die Südhalbkugel, wo das Wasser-Minus bis 2020 bei rund 20 Prozent liege.

Am signifikantesten schlagen die Abnahmen demnach in weiten Teilen Südamerikas, im südwestlichen Afrika und im Nordwesten Australiens durch. In einem vom Wiener Hydrologen Günter Blöschl von der Technischen Universität (TU) Wien und seinem brasilianischen Kollegen Pedro Chaffe verfassten Perspektivenartikel plädieren die Autoren angesichts der Ergebnisse der Kollegen und Kolleginnen dafür, dem Wassermanagement auf der Südhalbkugel mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Man müsse vor allem in diesen Regionen das zur Zeit vorherrschende kurzfristige Krisenmanagement durch ein langfristiges und vorausschauendes Wassermanagement ersetzen.