Studie Bestattung Mensch Tier
Laffranchi et al., 2024, CC-BY 4.0
Laffranchi et al., 2024, CC-BY 4.0
Vor 2.000 Jahren

Menschen gemeinsam mit Tieren bestattet

Vor mehr als 2.000 Jahren ließen sich Menschen im heutigen Norditalien zusammen mit Hunden, Pferden, Schweinen und anderen Tieren beerdigen, wie eine neue Studie zeigt. Für die gemeinsamen Bestattungen gibt es mehrere Erklärungen.

Den Wunsch, den geliebten Vierbeiner auch über den Tod hinaus an seiner Seite zu wissen, scheinen nicht nur viele Tierhalterinnen und -halter unserer Zeit zu hegen: Schon vor mehr als 2.000 Jahren ließen sich Menschen in einer antiken Gemeinschaft im heutigen Norditalien gemeinsam mit Tieren oder Tierteilen bestatten.

Wie eine Forschungsgruppe aus Italien und der Schweiz im Fachjournal „PLoS ONE“ beschreibt, fanden neben Haustieren wie Hunden auch Nutztiere wie Pferde, Kühe und Schweine ihren Weg in die Grabstätten der Menschen.

In einer archäologischen Stätte bei Verona entdeckten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter den 161 Menschen, die dort im 3. bis 1. Jahrhundert vor Christus beerdigt wurden, Überreste von 16 Menschen, die mit Tieren oder Teilen von Tieren bestattet wurden. Einiger der Gräber enthielten etwa die Überreste von Tieren, die schon damals üblicherweise von Menschen gegessen wurden – darunter viele Schweine, ein Huhn sowie einen Teil einer Kuh.

Baby mit Hund

Daneben entdeckte das Forschungsteam aber auch, dass vier der dort bestatteten Menschen mit Hunden und Pferden begraben wurden, die üblicherweise nicht gegessen werden. Der Grund für diese gemeinsamen Beerdigungen ist unklar.

Studie Bestattung Mensch Tier
Laffranchi et al., 2024, CC-BY 4.0
Überreste eines Menschen und eines Hundes in einem gemeinsamen Grab

Die Forschungsgruppe versuchte zwar, Muster zu finden, welche die Tierbestattungen erklären könnten. Allerdings zeigten Analysen, dass die mit Tieren bestatteten Personen nicht eng verwandt waren, was auf die Tradition oder Praxis einer bestimmten Familie hätte schließen lassen können. Generell sind die bestatteten Menschen sehr unterschiedlich. So fanden die Forschenden etwa ein Baby mit einem kompletten Hundeskelett, eine Frau, die mit einem ganzen Pferd und mehreren anderen Pferdeteilen begraben wurde, sowie einen Mann mittleren Alters mit einem kleinen Hund.

Religiöse Bräuche oder Freundschaften?

Das Fehlen von Mustern macht es schwer, die genauen Beweggründe für die gemeinsamen Bestattungen zu erkennen. Das Team vermutet dahinter einerseits religiöse Bräuche. Häufig verzehrte Tiere wie Schweine, Hühner oder Kühe könnten als Speiseopfer für die Toten gedient haben. Hunde und Pferde hätten in antiken Kulturen oft eine gewisse religiöse Symbolik. Möglich sei aber auch, dass die gemeinsamen Bestattungen ein Zeichen von engen Mensch-Tier-Freundschaften waren, so die Forschungsgruppe.

Denkbar sei aber auch eine Kombination aus beidem. Die Gräber und deren Inhalte können nach den Worten der Forschenden Aufschluss oder zumindest Hinweise über noch völlig unbekannte Rituale und Glaubensvorstellungen in Italien vor mehr als 2000 Jahren geben.