Vogelzug

Ältere Störche sind schneller am Ziel

Während des Vogelzugs kommen Weißstörche mit zunehmendem Alter schneller ans Ziel. Sie lernen über die Jahre die besten Zugrouten in den Süden und wieder zurück, wie eine Studie aus Deutschland zeigt.

Es gebe keine Hinweise dafür, dass die älteren Vögel leistungsfähiger sind, so das Team vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell und der Universität Konstanz in Deutschland.

Die Gruppe hatte mit GPS-Sendern Daten zu Wanderungen Dutzender Weißstörche (Ciconia ciconia) erfasst. Zugwege, Timing und Tempo der einzelnen Störche wurden analysiert, zudem wurde jeweils der Energieverbrauch während des Fluges geschätzt. Jüngere Tiere starten demnach im Herbst früher und landen später als ältere Artgenossen, die relativ gerade und effizientere Zugrouten haben. Früh in den Brutgebieten eintreffende Vögel sichern sich oft die besten Nistplätze. Der schnellere Flug ist allerdings mit einem höheren Energiebedarf verbunden.

Zielsicherheit wächst mit den Jahren

Die Informationen, die Störche bei ihren Flügen sammeln, seien eine wichtige Währung für die Tiere, erläutert das Forschungsteam um Martin Wikelski, Direktor der Abteilung für Tierwanderungen des Max-Planck-Instituts. Mit den Jahren seien sie zielsicherer unterwegs. Bessere Flugbedingungen als Grund für den schnelleren Vogelzug konnten laut Studie ausgeschlossen werden.

Am meisten habe ihn überrascht, dass der Großteil der Verhaltensweisen nicht angeboren, sondern kulturell gelernt sei, so Wikelski. „Wir können jetzt zum ersten Mal verstehen, was individuelle Tiere während ihres gesamten Lebens gesehen, gelernt und erfahren haben.“

Erfahrungen helfen

Die Ergebnisse der Studie legten nahe, dass die Erfahrungen in jungen Jahren eine wichtige Rolle beim Vogelzug spielen. Störche, die im Schnitt acht Jahre alt werden, gelten laut einer Studienautorin bis zu drei Jahre als Jungtiere. In dieser Zeiten nutzten sie mehr Zeit für das Erkunden verschiedener Gebiete. „Sie nehmen keine geraden Routen“, so Mitautorin Andrea Flack.

Mit älteren Störchen seien Tiere etwa ab dem fünften Lebensjahr gemeint. Zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr seien die Vögel ausgewachsen und begännen sich fortzupflanzen. Die Tiere können bis zu 30 Jahre alt werden – was allerdings nur die wenigsten schaffen.