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Prostock-studio – stock.adobe.co
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Neuropsychologie

Wie Melodien im Körper wirken

Musik berührt uns, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Laut einer Studie aus Japan treffen manche Melodien tatsächlich einen Nerv im Körper – unabhängig vom individuellen Musikgeschmack. Unterschiedliche Melodien sprechen außerdem verschiedene Regionen im Körper an, zum Beispiel bestimmte Organe.

„Musik ist nicht etwas, das wir nur mit unseren Ohren hören. Sie spürt man im ganzen Körper – und das macht Musik aus", sagt Tatsuya Daikoku, Arzt und Forscher an der Graduate School of Information Science and Technology der Universität Tokio. Mit seinem Team und Forschenden der Universität Hiroshima untersuchte er, wie Regionen im Körper und auch Organe auf bestimmte Melodien reagieren. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „iScience“ veröffentlicht.

Die Forschungsteams wählten 890 Songs aus den US-amerikanischen Musikcharts aus und erstellten acht Sequenzen, die jeweils aus vier Akkorden bestanden. Wichtiges Merkmal: Jede Sequenz war unterschiedlich in der Abfolge der Akkorde. Zum Beispiel war es mitunter sehr überraschend (zu hören), welche Akkorde aufeinander folgten, bei anderen Sequenzen war die Abfolge „logischer“.

Akkorde für die Organe

527 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekamen die kurzen Melodien zu hören. Danach mussten sie auf einem Körperschema einzeichnen, wo im Körper sie die Musik gespürt hatten und in welcher Stärke. Außerdem ordneten die Testpersonen aus einer Liste von Auswahlmöglichkeiten ihre fünf emotionalsten Reaktionen jedem Klang zu und gaben an, wie sehr sie die Musik ansprechend oder abstoßend empfunden hatten. Aus den Antworten erstellten die Forschungsteams für jede Melodie eine eigene „Körperkarte“.

Körperschemata
2024 Daikoku, Tanaka and Yamawaki/ iScience
Die Ruhe liegt im Bauch, die Angst sitzt im Kopf

Die Melodien wurden in bestimmten Regionen im Bauchraum, im Gehirn und in der Herzgegend gespürt. Besonders stark und angenehm waren die Empfindungen im Bauch, wenn alle vier Akkorde eine bestimmte logische Abfolge hatten. Anders gesagt: Eine sehr vorhersehbare Melodie löste bei den Probanden positive Gefühle aus – zum Beispiel Erleichterung, Zufriedenheit und ein Gefühl der Ruhe.

Musik fürs Wohlbefinden

Tanzte der letzte der vier Akkorde etwas aus der Reihe, spürten die Testpersonen das nach eigenen Angaben in der Herzgegend – als eher angenehmes Herzklopfen. Die folgende Akkordreihe löste die intensivsten Gefühle in der Herzgegend aus:

Anders die Sequenzen, deren Akkorde, vereinfacht gesagt, nicht so zusammenpassten. Sie lösten Gefühle der Verwirrung und Angst aus und wurden von den Probanden eher im Kopf gespürt.

„Diese Forschung zeigt, wie eng Musik mit unserem Körper verbunden ist. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Musik für den Stressabbau einzusetzen und um die psychische Gesundheit zu fördern“, sagt Tatsuya Daikoku. Er schränkt aber ein, die Ergebnisse basierten auf subjektiver Wahrnehmung und individueller Beschreibung von Gefühlen. In einem nächsten Schritt wollen die Forschungsteams auch körperliche Reaktionen, etwa Veränderungen des Herzschlags, messen. Diese Ergebnisse sollen dann mit den Beschreibungen der Probanden abgeglichen werden.