Akupunktur
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Kongress

Studien zu Akupunktur auf dem Prüfstand

Migräne, Rückenschmerzen und Allergien – das sind Leiden, bei denen nicht nur Medikamente, sondern auch alternative Heilmethoden wie Akupunktur helfen sollen. Ein Kongress, der am Wochenende in Wien stattfindet, beschäftigt sich mit der Frage, wie die Wirksamkeit von Akupunktur durch wissenschaftliche Studien belegt werden kann.

Bei der Akupunktur handelt es sich um ein etwa 3.000 Jahre altes Heilverfahren, das aus der traditionellen chinesischen Medizin kommt. Abgesehen von der Geburtshilfe dürfen in Österreich nur Ärztinnen und Ärzte mit einer Spezialausbildung Akupunktur vornehmen. Dabei werden feine Nadeln an bestimmten Punkten in die Haut gestochen, die entlang definierter Energiebahnen liegen. Das soll einen gestörten Energiefluss im Körper, der Symptome wie Schmerzen zur Folge haben kann, wieder ins Gleichgewicht bringen.

Doch dieses komplementärmedizinische Verfahren ist nicht unumstritten: Eine Kritik lautet, es gebe zwar tausende Studien dazu, doch nicht alle seien aussagekräftig. Die Österreichische Gesellschaft für Akupunktur (ÖGA) veranstaltet am Wochenende einen Kongress in Wien, bei der Expertinnen und Experten auch die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Akupunkturforschung präsentieren. Einer von ihnen ist Benno Brinkhaus, Professor für Naturheilkunde an der Universitätsmedizin Charité in Berlin.

Studien zu Heuschnupfen und Diabetes

Damit Studien zu Akupunktur aussagekräftig sind, brauchen sie einen bestimmten Aufbau, betont der Mediziner im Gespräch mit Ö1: „In der Forschung im Bereich Komplementärmedizin geht man immer davon aus, dass man Verfahren zunächst einmal untersuchen will, ob sie überhaupt wirken und das haben wir bei Akupunktur zum Beispiel bei Schmerzen und bei Heuschnupfen gemacht. Und wenn das belegt ist, macht man Studien mit einer Vergleichsgruppe, die ein Scheinverfahren oder Placebo-Verfahren bekommt.“ Denn die Zuwendung, die Patientinnen und Patienten bei einer Akupunktursitzung erfahren, könnte eben einen Placeboeffekt haben.

An der Studie zu Heuschnupfen nahmen 422 Allergikerinnen und Allergiker teil. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Akupunktur hier wirksamer ist als eine reine Bedarfsmedikation und auch wirksamer als eine Scheinakupunktur. „Das ist eine Akupunktur, die an Nicht-Akupunkturpunkten oberflächlich ohne Mobilisierung der Nadel gestochen wird.“

Vergleichbar positive Ergebnisse brachte eine Studie, die Brinkhaus zu Polyneuropathien bei Diabetes-Patienten durchführte. Die Betroffenen haben Nervenschädigungen, meist in den Füßen bzw. Beinen, die Gefühlsstörungen, aber auch Schmerzen verursachen können. „Wir haben Patienten insgesamt zwölfmal behandelt mit Akupunktur und da konnten wir zeigen, dass Akupunktur eben durchaus wirksam ist“, so Brinkhaus.

Genaue Wirkweise nicht geklärt

Es brauche eben genau solche Studien, die drei Gruppen – eine mit Akupunktur, eine ohne und eine mit Scheinakupunktur – vergleichen, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen, so Brinkhaus. Diese Studien seien nicht nur aus medizinischer, sondern auch gesundheitsökonomischer Sicht wichtig. In Deutschland übernehmen die Krankenkassen mittlerweile bei einigen Schmerzerkrankungen die Kosten für dieses Verfahren. In Österreich ist das nur in Ausnahmefällen mit einer chefärztlichen Bewilligung der Fall.

Mehr Forschung brauche es auch zur neurobiologischen Wirkweise der Akupunktur, räumt Brinkhaus ein. Denn wie genau Akupunktur auf den Körper wirkt, konnte bis dato nicht geklärt werden.