THEMENBILD: SCHNEESITUATION / BESCHNEIUNG /SCHNEEKANONEN
APA/BARBARA GINDL
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Physik

Kunstschnee kühlt weniger als angenommen

Kunstschnee auf Skipisten reflektiert mehr Sonnenlicht als ausgeaperte Wiesen und kühlt damit im Frühling das lokale Klima. Die Wirkung ist aber viel geringer als in einer früheren Studie angenommen und macht Kunstschnee kaum klimaneutral.

Dies schreiben zwei Wiener Forscher in einem Bericht, das die frühere Studie ergänzt und kritisiert.

Mehr Faktoren berücksichtigt

Die Vorgeschichte: Im Jahr 2017 haben Forscher der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research eine Studie über die klimakühlende Wirkung von Kunstschnee veröffentlicht. Seine Rückstrahlung von Sonnenlicht (Albedoeffekt) wiege die Emissionen auf, die bei seiner Erzeugung entstehen, so das zentrale Ergebnis der damaligen Studie. Philipp Weihs und Johannes Laimighofer von der Universität für Bodenkultur haben nun genauer nachgerechnet und ein Strahlungsmodell für die Pisten in der Skiregion Saalbach-Hinterglemm (Salzburg) erstellt.

Es geht neben der Albedowirkung von Schnee und Wiese auch auf die genaue Landnutzung ein, berücksichtigt Abschattungseffekte, die Wirkung der Bäume entlang der Pisten, Mehrfachreflexionen an Gegenhängen und die natürliche Schneelage. Schon allein das Einbeziehen der Bäume reduziert den „Strahlungsantrieb“ um 16 bis 46 Prozent, so die Wissenschaftler. „Im Frühling, wo der Effekt am relevantesten ist, wurde in der früheren Studie der Kühleffekt um das sechsfache überschätzt“, erklärte Herbert Formayer von der Boku Wien.

Kritik an früherer Studie

In der aktuellen Studie wurde der Albedo-Effekt zwar nicht gegen die CO2-Emissionen gegengerechnet, aber „wenn man ihn entsprechend reduziert, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Bilanz nicht mehr positiv ist, wenn man das gegenrechnet“, so der Wissenschaftler, der die im Rahmen des Forschungsprogramms „StartClim“ durchgeführte Studie leitet.

Außerdem hätten die steirischen Forscher dem Albedo nur die CO2 Emissionen entgegengesetzt, die beim Skibetrieb direkt entstehen, was bereits bei der Veröffentlichung der Studie kritisiert wurde. „Eigentlich müsste man zum Beispiel die Emissionen aus dem Anreiseverkehr und ähnliches miteinrechnen“, meint Formayer. Dies würde die Chancen auf einen insgesamt positiven Effekt der Beschneiung auf das Klima weiter drücken.

In dem von der Boku geleiteten Forschungsprogramm „StartClim“ setzen sich seit 2003 österreichische Forscher aus unterschiedlichen Disziplinen mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auseinander.