Wie die Menschen zur Zeit der Kelten gewohnt haben, kann man in Freiluftmuseen erleben, wo keltische Häuser möglichst originalgetreu nachgebaut werden. Archäologinnen und Archäologen müssen dafür nicht nur anhand von Grabungsresten herausfinden, wie die Bauten einst aussahen, sondern auch, wie und womit man baute.
Der freie Archäologe Wolfgang Lobisser konzipierte schon mehrere Keltendörfer für Ausstellungen und baute sie auf. Ein zentrales Werkzeug sind für ihn die besonders großen und langen Holznägel der Kelten. Diese Nägel seien eine der großen Errungenschaften der Eisenzeit, so Lobisser im Gespräch mit Ö1: „Sie wurden gespalten, damit die Faser von vorne bis hinten völlig durchläuft und dann rund geschnitzt. Um sie ins Holz bekommen braucht man einen Löffelbohrer, der vorbohrt.“
„Die Kelten waren die ersten, die Löffelbohrer zur Verfügung hatten“, erzählt Lobisser. Sie setzten das Werkzeug im Fachwerkbau ein und kamen damit weg von der alten Technik der „kilometerlangen Bindungen mit Seilen und Schnüren“. Bis ins 20. Jahrhundert hinein kann man die Holznägel noch finden.
Veranstaltungshinweis
Am Donnerstag, 25. April, um 18.00 hält Wolfgang Lobisser im MAMUZ Museum Mistelbach den Vortrag „Die Rekonstruktion von eisenzeitlichen Hausmodellen im Maßstab 1:1 mit Methoden der Experimentellen Archäologie“.
Salzbergwerke als „unschätzbare Fundgruben“
Doch woher weiß man, welche Werkzeuge die Kelten benutzt haben? Die Beile, Messer, Pickel und Äxte der Eisenzeit hatten einen Holzschaft und ein Metallteil – und Holz verrottet.
Gerade in Österreich habe man diesbezüglich aber großes Glück: „Wir haben mit den Salzbergwerken von Hallstatt und Hallein zwei unschätzbare Fundgruben der Urgeschichte, vor allem der späten Bronzezeit und der Eisenzeit, wo wir Hunderte, wenn nicht Tausende von Überresten von Holzschaften finden“, so Lobisser.
Bei den Holzschaften der Kelten handelt sich um gewachsene Winkelhölzer, die jeweils aus einem Stamm und einem Astbereich heraus geschnitzt werden. Wie in der Experimentellen Archäologie üblich, fertigte Lobisser seine Werkzeuge selbst an – nach keltischer Art: „Wir gehen so weit, dass wir sogar das Erz selbst suchen und das Eisen selbst im Rennofenverfahren erzeugen, um die gleiche Qualität zur Verfügung zu haben, die auch die Kelten hatten.“ Mit diesen Werkzeugen lasse sich besser nachvollziehen, wie die keltische Architektur zustande kam – umso wahrheitsgetreuer ist letztendlich dann auch der Nachbau im Museum.