Blick mit der Kamera durch zwei Zahnprothesen auf einen behandelnden Zahnarzt; das Bild vermittelt den Eindruck des Blicks aus einem geöffneten Mund.
dpa-Zentralbild/Hans Wiedl
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Coronavirus

Nur im Notfall zum Zahnarzt

Derzeit sollten nur dringend notwendige Arztbesuche gemacht werden – das gilt auch in der Zahnmedizin. Denn Zahnärztinnen und -ärzte sind besonders nah an den zu Behandelnden dran. Ohne Hygieneprodukte wie Schutzmasken können sie nicht arbeiten.

Die österreichische Ärztekammer hat diese Woche bereits an die Bevölkerung appelliert, nicht dringend notwendige Arztbesuche zu verschieben und nur mit Voranmeldung in die Ordination zu kommen. Auch die Zahnärztekammer hat Empfehlungen an ihre Mitglieder ausgeben. Denn Besuche bei Zahnärztin oder Zahnarzt sind wegen des Sars-Coronavirus-2 mit besonderen Herausforderungen verbunden. Eine Behandlung per Telefon oder auf Distanz, wie in anderen Fachrichtungen, sei in der Zahnmedizin nicht möglich, sagt Claudius Ratschew von der Österreichischen Zahnärztekammer.

Nur Notfälle und begonne Arbeiten

„Wir bräuchten Stielaugen und Verlängerungsarme als Zahnärzte“, so Ratschew. Deswegen habe die Zahnärztekammer ihren Mitgliedern empfohlen, vorrangig Notfälle zu behandeln, also Patientinnen und Patienten mit Schmerzen, Eiterungen, verschobenen Prothesen oder abgebrochenen Zähnen dranzunehmen und begonnene Arbeiten fertig zu machen.

Mundhygienesitzungen oder regelmäßig wiederkehrende Vorsorgekontrollen sollten derzeit nicht stattfinden. „Die Mundhygienebehandlung empfehlen wir deswegen nicht, weil das eine Behandlung ist, die aufschiebbar ist und die relativ lange dauert“, erklärt Ratschew. Eine Prophylaxesitzung dauere etwa eine Stunde.

Nachschub bei Hygieneartikel sicher

Sorgen mache der Zahnärztekammer auch ein drohender Engpass bei Hygieneartikeln, sagt Ratschew. „Vor allem, was Mundschutzmasken anlangt, zum Teil werden aber auch Handschuhe knapp“, so der Zahnmediziner weiter. Von Schutzkleidung wolle er gar nicht reden, die sei derzeit quasi überhaupt nicht zu bekommen. Hier wünsche man sich mehr Unterstützung durch die lokalen Gesundheitsbehörden, so Ratschew.

Ö1 Sendungshinweise

Über das Thema berichteten auch die Ö1 Journale, 20.3., 12:00 Uhr.

Die Österreichische Gesundheitskasse, ÖGK, evaluiere derzeit, welche Artikel vorhanden sind und welche gebraucht werden, und zeigt sich gegenüber science.ORF.at optimistisch, bereits kommende Woche Nachschub bereitstellen zu können. Auch das Gesundheitsministerium berichtet von einem politischen Verhandlungserfolg: Hygieneprodukte österreichischer Unternehmen, die in Deutschland gelagert waren, dürfen die Grenze wieder Richtung Österreich passieren.

Außerdem stimme man sich mit dem Roten Kreuz bei der Beschaffung von kritischen Gütern ab, wie das Gesundheitsministerium auf Nachfrage erklärt. So wolle man den Überblick behalten und zukünftige Engpässe rechtzeitig erkennen und entschärfen.

ÖGK weist Kritik zurück

Enttäuscht zeigt sich die Zahnärztekammer von den zahnmedizinischen Ambulatorien der ÖGK. Die hätten auf Notbetrieb umgestellt, einige hätten auch geschlossen. Dabei sei es eigentlich ihre Aufgabe, die Basisversorgung in einem Krisenfall sicherzustellen, kritisiert Ratschew.

Dem entgegnet die Pressestelle der ÖGK auf Nachfrage, dass der Betrieb zwar eingeschränkt wurde, die Akutversorgung aber sehr wohl gegeben sei. Alle Zahnambulatorien hätten geöffnet, mit Ausnahme von zwei Ambulatorien österreichweit. Quarantänefälle beim Personal hätten die Schließung notwendig gemacht. Die Patientinnen und Patienten müssten bei Notfällen allerdings vorab in den Ambulatorien anrufen und einen Termin vereinbaren. So wolle man volle Wartezimmer vermeiden.

Versorgung auch bei Covid-19

Zahnärztinnen und Zahnärzte, die Anfragen von Covid-19-Patienten oder Personen mit Verdacht auf eine Infektion bekommen, werden gebeten, die Gesundheitsberatung unter 1450 anzurufen und dort das weitere Vorgehen zu besprechen. Alle Patienten und Patientinnen würden im Notfall versorgt, versichert die Österreichische Gesundheitskasse, man müsse dann nur das richtige Ambulatorium oder Spital finden, um die Zahnbehandlung mit entsprechenden Schutzvorkehrungen durchführen zu können.