SARS-CoV-2 unter dem Mikroskop
NIAID-RML
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Zwei Eintrittspforten für das Virus

Zwei Zelltypen in der Nase sind laut einer neuen Studie die wahrscheinlichsten Eintrittspforten für das neue Coronavirus. In diesen Zellen haben Forscher und Forscherinnen besonders viele Proteine entdeckt, die das Virus für die Infektion nutzt.

Mehrere Forscherteams hatten Zellen aus Lunge, Nase, Auge, Darm, Herz, Niere und Leber untersucht, wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin am Donnerstag berichtete. Sie wollten herausfinden, welche Zellen die beiden wichtigsten Eintrittsproteine ACE2 und TMPRSS2 enthalten, die das Virus nutzt, um in unsere Körper zu gelangen.

„Wir haben dann gezeigt, dass von allen Zellen die schleimproduzierenden Becherzellen und Flimmerzellen in der Nase die höchsten Konzentrationen dieser beiden Proteine aufweisen“, erklärte Hauptautor Waradon Sungnak vom Wellcome Sanger Institute. „Das macht diese Zellen zum wahrscheinlichsten Erstinfektionsweg für das Virus.“

Auch im Auge und im Darm

Die beiden wichtigsten Eintrittsproteine seien auch in Hornhaut-Zellen des Auges und in der Darmschleimhaut zu finden, berichtete das Max-Delbrück-Centrum weiter. Das deute auf einen weiteren möglichen Infektionsweg über das Auge beziehungsweise die Tränendrüsen hin. Es gebe demnach auch ein Potenzial für eine Übertragung über Fäkalien und die Aufnahme durch den Mund, schreibt des MDC eher vorsichtig. Ihr Ergebnis haben die Forscherteams im Fachjournal „Nature Medicine“ veröffentlicht.

Bis zu 20 Prozent der im Krankenhaus behandelten Coronavirus-Patienten erleiden nach Angaben der MDC-Mitteilung Schäden des Herzmuskels bis hin zum Herzversagen. Auch dort seien Andockstelle für das Coronavirus gefunden worden. Unklar sei jedoch noch, ob das Virus selbst die Schäden am Herzen verursacht oder ob es sich um sekundäre Effekte handle.
Die Studie ist ein Ergebnis des weltweiten Human Cell Atlas-Konsortiums. Das Konsortium will Referenzkarten für alle menschlichen Zellen erstellen, um Gesundheit und Krankheit zu verstehen. Mehr als 1.600 Forscher und Forscherinnen in 70 Ländern beteiligen sich daran.