Tabletten Hydroxychlorin
AP/John Locher
AP/John Locher

Forscher kritisieren Studie zu Hydroxychloroquin

Dutzende Forscher und Forscherinnen aus der ganzen Welt haben sich besorgt über eine unlängst veröffentlichte Studie zum Einsatz von Hydroxychloroquin gegen das Coronavirus geäußert. Diese Studie hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veranlasst, klinische Tests mit dem Malariamittel auszusetzen.

Die Studie sei von „vielen Wissenschaftlern rings um die Welt im Detail geprüft“ worden, hieß es in einem am Donnerstagabend veröffentlichten offenen Brief. Diese Prüfungen habe „sowohl Besorgnis angesichts der Methodik als auch der Erhebung der Daten ausgelöst“.

In dem offenen Brief wird eine lange Liste von aus Sicht der Unterzeichner problematischen Punkten angeführt. Unter anderem wird die Weigerung der Autoren kritisiert, anderen Wissenschaftlern Zugang zu den Daten zu geben. Auch werde nichts über die Länder und die Krankenhäuser gesagt, aus denen die Daten kommen. Unterzeichnet wurde der offene Brief von Forschern verschiedenster Bereiche unter anderem von der Harvard-Universität und dem Imperial College London.

Höheres Sterberisiko?

Die Studie war vor einer Woche in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht worden. Ihr zufolge kann eine Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit Hydroxychloroquin möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöhen. Daraufhin hatten mehrere Länder die Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit dem Malariamittel untersagt, die WHO setzte klinische Tests mit dem Mittel unter Verweis auf die Studie aus.

Für die Studie hatten Forscher der Harvard Medical School in Boston und des Universitätsspitals Zürich die Daten von 96.000 Patienten in Hunderten Krankenhäusern weltweit ausgewertet. Sie kamen nach eigenen Angaben zu dem Ergebnis, dass Hydroxychloroquin sowie der verwandte Wirkstoff Chloroquin nicht nur keinen Nutzen bei Covid-19-Patienten hätten, sondern möglicherweise wegen schwerer Nebenwirkungen sogar das Sterberisiko erhöhten.

Hydroxychloroquin und Chloroquin werden seit Langem als Mittel gegen Malaria eingesetzt. Ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Patienten mit der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Atemwegserkrankung Covid-19 war bereits vor der Studie in „The Lancet“ umstritten.

Autoren sollen bald antworten

Die Zeitschrift ihrerseits erklärte nun, sie habe „verschiedene Fragen“ zu der Studie erhalten. Sie seien an die Autoren weitergeleitet worden, diese würden sie demnächst beantworten. Die Firma Surgisphere, auf deren Daten sich die „Lancet“-Studie bezogen hatte, rechtfertigte in einer Mitteilung mittlerweile die Integrität ihrer Daten.

Vor Veröffentlichung der Studie hatte unter anderem US-Präsident Donald Trump das Medikament in höchsten Tönen gelobt und mitgeteilt, er nehme es zur Vorbeugung gegen das Coronavirus ein. Am vergangenen Sonntag sagte Trump dann allerdings in einem Interview, er habe die Einnahme von Hydroxychloroquin inzwischen beendet.