Im Labor werden zum Nachweis einer Infektion Abstriche aus dem Nasen-Rachen-Raum auf das Sars-CoV-2-Virus getestet.
APA/dpa/Oliver Berg
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Wie verlässlich sind Selbsttests?

Mittlerweile bieten Drogeriemärkte im Onlineshop Coronavirus-Tests für den Heimgebrauch an. Ö1 hat bei der Virologin Monika Redlberger-Fritz nachgefragt, wie verlässlich diese Tests sind.

Ö1: Hunderte Österreicher sind derzeit in Quarantäne, weil sie Kontakt mit einer coronainfizierten Person hatten – wie derzeit auch Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Er ist schon dreimal getestet worden; alle Tests negativ. Wie viele Tests braucht es denn, um Sicherheit zu haben, dass man sich nicht angesteckt hat?

Monika Redlberger-Fritz: Die Anzahl der Tests ist in dem Fall nicht wirklich relevant, um sicher zu sein, dass man sich nicht angesteckt hat. Denn ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme. Die Inkubationszeit der Erkrankung beträgt zwischen einem Tag und 14 Tagen. Wenn man beispielsweise am Tag drei einen Abstrich macht und kein Virus findet, dann heißt es noch lange nicht, dass man eventuell am Tag vier, fünf oder sieben doch noch positiv wird. Möchte man hundertprozentige Sicherheit haben, dass man für andere nicht ansteckend ist, dann muss man die Inkubationszeit abwarten. Wenn dann am Ende der Inkubationszeit der Test immer noch negativ ist, dann weiß man, dass man nicht infiziert ist und auch niemand anderen infizieren kann.

Sicherheit hätten viele Menschen gerne – vielleicht auch ohne direkten Verdacht einer Infektion; viele wollen einen Schnelltest machen. Wie sinnvoll ist das, nachdem die Tests nur eine Momentaufnahme sind?

Redlberger-Fritz: Wenn man sich dessen bewusst ist, dass die Tests eine Momentaufnahme sind, dann sind diese Momentaufnahmen auch sehr nützlich: Man weiß dann, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht infiziert war und dass man zu diesem Zeitpunkt niemanden angesteckt konnte.

Es werden immer mehr PCR-Tests angeboten, also Tests, die Auskunft geben, ob man derzeit infiziert ist oder nicht. Das wollen immer mehr Menschen machen, weil sie beispielsweise auf Urlaub fahren wollen. Soll man in die Apotheke gehen und einen so genannten PCR-Test kaufen?

Redlberger-Fritz: Das bleibt jedem und jeder selbst überlassen. Aber wenn man das macht, dann sollte man sich darüber informieren, ob die Tests von einem zertifizierten Labor durchgeführt bzw. angeboten werden. Falls ja, dann kann man dem Test vertrauen.

Behördlich nicht anerkannt

Das Gesundheitsministerium weist daraufhin, dass ein negatives Ergebnis eines Selbsttests nicht behördlich anerkannt wird – mehr dazu in der ZIB 1 vom 13.7.2020.

Wie verlässlich sind denn grundsätzlich die Schnelltests, die in Apotheken angeboten werden?

Redlberger-Fritz: Wenn es eine PCR-Methode ist, dann sind Schnelltests eigentlich sehr verlässlich. Man muss aber bedenken: Es kommt natürlich auch darauf an, wie die Probe abgenommen wird. Man muss dabei gurgeln – und zwar ausreichend und tief. Wenn man quasi nur eine kleine Mundspülung macht und es sofort wieder ausspuckt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ausreichend Virus in dieser Probe ist, nicht gegeben. Sprich: Es kommt auch auf die Probenabnahme an.

Abgesehen von den PCR-Tests gibt es ja auch Antikörpertests in der Apotheke zu kaufen. Was sagen Sie zu diesen?

Redlberger-Fritz: Da muss man wirklich sehr vorsichtig sein. Jene Tests – die man quasi im Heimlabor durchführt und sich in den Finger sticht, einen Blutstropfen aufträufelt und man dann ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest eine Linie sieht, die besagt, ob positiv oder negativ – sind immer noch nicht aussagekräftig. Von denen würde ich Abstand halten. Anders ist das bei Tests, die in einem Labor durch eine [reguläre] Blutabnahme durchgeführt werden: Die sind mittlerweile schon ziemlich aussagekräftig.