Befragung

Coronakrise: Einschränkungen für Ältere belastend

Die Coronavirus-Pandemie hat den Alltag der Bevölkerung in Österreich massiv verändert. Das gilt nicht zuletzt für ältere Menschen: Sie empfanden die Maßnahmen während des „Lock-down“ als Belastung, wie eine Erhebung der Med-Uni Graz zeigt.

Der „Lock-down“ im März und die gesetzten Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie haben in Österreich maßgeblich dazu beigetragen, die Anzahl an Covid-19-Erkrankungen und schweren Krankheitsverläufen so gering wie möglich zu halten. Wie sich die Restriktionen auf das Befinden der älteren Bevölkerung ausgewirkt haben, haben Grazer Forscher mit Hilfe von Daten des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) analysiert. In der repräsentativen Erhebung wurden im Mai österreichweit 557 Personen ab 60 Jahren in Telefon- und Onlineinterviews befragt.

Wenig Sozialkontakte

Wenig überraschend gab eine große Mehrheit der befragten Personen an, von den Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 im sozialen Leben betroffen zu sein, schilderte Erwin Stolz vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Med-Uni Graz. Demnach haben den Befragten vor allem der Besuch von Restaurants (82 Prozent), sowie Sport- und Kulturveranstaltungen (75 Prozent) gefehlt. Etwas weniger als zwei Drittel der Befragten habe angegeben, dass die generelle Einschränkung der Bewegungsfreiheit (63 Prozent) sowie der Umstand Kinder und Enkelkinder nicht sehen zu können (58 Prozent), als belastend empfunden wurde.

Rund 44 Prozent der Befragten empfanden Einschränkungen bei ärztlichen Routineuntersuchungen, Therapien oder anstehenden Operationen als negativ. Immerhin waren rund zwei Drittel der befragten Personen von einer Vorerkrankung betroffen, die für den Verlauf von Covid-19 ein Risiko hätte darstellen können. „Insbesondere Bluthochdruck bei 42 Prozent, aber auch chronische Atemwegs- und Lungenerkrankungen, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit je 15 Prozent. Krebserkrankungen bei 8 Prozent sowie ein geschwächtes Immunsystem bei vier Prozent, wurden genannt“, so Stolz.

Auswirkungen auf die Psyche

Insgesamt waren die Sorgen bezüglich zukünftiger negativer Auswirkungen der Pandemie weniger stark ausgeprägt, wohl aber waren 35 Prozent sehr oder ziemlich besorgt hinsichtlich fortgesetzter Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. 28 Prozent machten sich Sorgen, Kinder und Enkelkinder auch künftig nicht sehen zu können. „Unsere ersten Ergebnisse deuten darauf hin, dass ältere Personen, die angaben, stärker davon betroffen zu sein, gleichzeitig auch eine geringere Lebenszufriedenheit und mehr depressive Symptome zeigten sowie ängstlicher und einsamer waren“, führte Stolz weiter aus.

Mit Ausnahme von Ängstlichkeit sind diese Zusammenhänge jeweils stärker ausgeprägt bei Personen, die an einer oder mehreren obig genannten chronischen Erkrankungen leiden. Diese Personengruppe könnte daher besonders anfällig für eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit sein – und von psychosozialer Betreuung im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie profitieren.

Um die längerfristigen Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit Älterer zu untersuchen, will das Team jetzt weitere Befragungen durchführen. 90 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Erhebung hätten bereits zugestimmt, an der fortlaufenden Studie teilzunehmen.