Abgeholzter Regenwald: Palmölplantage in Indonesien
CHAIDEER MAHYUDDIN/AFP
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Monotonie

So klingt Umweltzerstörung

Schwindet die Artenvielfalt, verarmt auch die Geräuschkulisse der Natur: Britische Wissenschaftler haben nun ein Abhörsystem entwickelt, mit dem sie den Gesundheitszustand von Ökosystemen bestimmen können.

Der Mensch zerstört vielerorts Natur und Umwelt. Etwa durch Waldrodung, Monokultur und die menschengemachte Klimaerwärmung. Um zu messen, wie weit ein Ökosystem bereits geschädigt ist, braucht es normalerweise viel Zeit. Biologen müssen vor Ort beobachten und über Jahre hinweg dokumentieren, ob und welche Tierarten oder Pflanzen verschwinden. Um entsprechende Naturschutzgesetze auf den Weg zu bringen, ist es dann oft schon sehr spät.

Ein Team von Wissenschaftlern unter Leitung des Imperial College London ist nun auf Feldaufnahmen in Kombination mit künstlicher Intelligenz umgestiegen. Anhand von Naturgeräuschen können sie die Umweltzerstörung in einem bestimmten Ökosystem messen. Wie sich das anhört, kann man beispielsweise auf der Webseite Save Acoustics erfahren.

Bestandsaufnahme in fünf Ländern

Zwischen 2016 und 2019 haben die Wissenschaftler in fünf Ländern Naturgeräusche aufgenommen und gemeinsam mit Biologen vor Ort dokumentiert, welche Tiere hier leben. In einem zweiten Schritt erstellten sie akustische Fingerabdrücke von den Regionen und verglichen ähnliche Ökosysteme miteinander.

Sarab Sethi, Bioakustikforscher am Imperial College London, spricht von einem neuronalen Netzwerk der Geräuschkulissen: „Wir nehmen Audio-Fingerabdrücke eines Ökosystems auf und können dann im Vergleich mit anderen Aufnahmen bestimmen, was für eine Art von Ökosystem hier vorliegt und wie es sich zeitlich verändert, ob also die Artenvielfalt zu- oder abnimmt.“

Monotonie der Plantagen

Mittels künstlicher Intelligenz wird der Vergleich zwischen den Aufnahmen detailgenau ermöglicht. Das kann ein Vergleich zwischen zwei regional unterschiedlichen Ökosystemen sein, aber auch eine einzige Region im zeitlichen Vergleich. Deutlich hört man eine Abnahme der Artenvielfalt etwa auf den Palmölplantagen in Malaysia, so Sarab Sethi. Hier gebe es die regional übliche Vielfalt unterschiedlicher Vogelarten beispielsweise nicht mehr, entsprechend eintöniger sind die Aufnahmen.

Das Projekt möchte mit den Aufnahmen auch Wilderer aufspüren. Zu hören seien zwar keine Schüsse oder Schritte, so Sarab Sethi, dafür verändere sich die Geräuschkulisse. Das können Warnrufe sein oder einzelne abnehmende Geräusche.