Euro Münzen liegen auf Euro-Banknoten.
APA/dpa/Daniel Reinhardt
APA/dpa/Daniel Reinhardt
EU-Budget

Weniger Geld für Forschung als erwartet

81 Milliarden Euro werden bis 2027 in das EU-Forschungsprogramm Horizon Europe investiert, das zeigt ein Blick in die Details der am Montag erzielten Einigung der Staats- und Regierungschefs. Das ist mehr als zuletzt, aber deutlich weniger als erwartet.

Die 81 Milliarden Euro für Horizon Europe setzen sich zusammen aus einem Kern von 76 Milliarden aus dem regulären EU-Budget und fünf Milliarden aus dem Corona-Sonderfonds. Soweit, so klar. Aber dann gehen die Einschätzungen, ob dieses Budget nun eine deutliche Steigerung darstellt oder nicht, weit auseinander.

Das österreichische Wissenschaftsministerium und die Vertretung Österreichs bei der EU sagt, dass das Budget für Forschung um 23 Prozent steige. Für eine seriöse Einschätzung müsse man die inflationsbereinigten Zahlen vergleichen, demnach betrug das Budget für das Vorgängerprogramm Horizon 2020 laut Berechnungen des EU-Rats 65 Milliarden Euro, für das neue Programm Horizon Europe sind 81 Milliarden veranschlagt – ergibt eine Steigerung von 23 Prozent. Außerdem müsse man berücksichtigen, dass Großbritannien aus der EU ausgeschieden ist, das Budget deshalb auf 27 und nicht mehr auf 28 Staaten verteilt wird.*

Anders sieht das der European Research Council, der sich in einer Aussendung „bestürzt“ angesichts des seiner Einschätzung nach zu geringen Forschungsbudgets gezeigt hat. Die Grundlagenforschung werde kein Geld aus dem Post-Corona-Sondertopf bekommen, wie das Magazin „Science“ online berichtet. Der ERC als Förderinstitution für Grundlagenforschung postete deshalb schon vor dem Beschluss, als der Vorschlag zum Forschungsbudget bekannt wurde, auf Twitter: „Wir können nicht glauben, dass das beschlossen wird, wo Europa gleichzeitig von seinen Forscherinnen und Forscherin bei Pandemie und anderen Herausforderungen abhängt.“

Der Verband der Europäischen Forschungsuniversitäten spricht gegenüber „Science“ von einem „Vertrauensbruch“. Sowohl EU-Kommission als auch EU-Parlament hatten vor dem jüngsten EU-Gipfel mehrmals deutlich mehr Geld gefordert als nun beschlossen.

Reaktionen aus Österreich

In Österreich ist der Wissenschaftsfonds FWF für die Grundlagenforschung zuständig, dort sagt man auf Anfrage, dass der Beschluss „trotz eines Wachstums unter den Erwartungen“ bleibe. Um Europas Spitzenforschung langfristig in eine wettbewerbsfähige und weltweit führende Position zu bringen, wäre ein noch deutlicheres Wachstum der Investitionen notwendig. Schon jetzt könne eine beträchtliche Anzahl herausragender Forschungsprojekte sowohl national und als auch auf europäischer Ebene nicht umgesetzt werden.

Bei der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, in Österreich für die Unterstützung der angewandten Forschung zuständig, heißt es in einer Stellungnahme: „Es ist jedenfalls erfreulich, dass die Einigung im Rat eine Erhöhung des Forschungsbudgets – „Horizon Europe“ im Vergleich zu „Horizon 2020“ – gebracht hat.“ Bei der FFG setzt man auf das EU-Parlament, das in Nachverhandlungen noch mehr Geld herausholen könnte. Das Parlament hat bereits Nachbesserungen eingefordert – unter anderem auch beim Forschungsbudget.

*Anm.: Die inflationsbereinigten Zahlen wurden nachträglich ergänzt.