WHO warnt vor „Impf-Nationalismus“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat an alle Länder der Welt appelliert, mehr Geld in die gemeinsame Initiative Covax für die Entwicklung eines Impfstoffs zu investieren. „Wir müssen Impf-Nationalismus verhindern“, sagte ihr Chef Tedros Adhanom Ghebreyesusm am Dienstag in Genf.

„Wir brauchen Solidarität für eine gemeinsame Lösung in der Covid-19-Pandemie.“ Es nütze nichts, die ganze eigene Bevölkerung zu impfen, wenn in anderen Ländern besonders Bedürftige wie Pflegepersonal ungeschützt blieben.

Tedros erinnerte an die Anfänge der Pandemie, als Länder den Export von Schutzkleidung und Masken stoppten, um für die eigene Bevölkerung genug Material sicherzustellen. „Ressourcennationalismus hat die Pandemie verschärft“, sagte er bei einem WHO-Meeting.

Neun Impfstoffkandidaten im WHO-Programm

Bis Ende Juli hatten einige Dutzend Länder Interesse an einer Covax-Kooperation gezeigt. Das Programm umfasst zur Zeit neun Impfstoffkandidaten. Sobald ein Präparat sich als effektiv und sicher herausgestellt hat, sollen bis Ende 2021 zwei Milliarden Impfdosen hergestellt werden. Damit sollen in allen Ländern weltweit Pflegekräfte und durch Alter oder Vorerkrankung besonders gefährdete Menschen geschützt werden – etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung in den teilnehmenden Ländern.

Zahlreiche Länder investieren aber auch in meist heimische Impfstofffirmen und haben sich über Vorverträge größere Mengen gesichert, sollte die Firma einen erfolgreichen Impfstoff entwickeln. Dem hielt Ghebreyesusm entgegen: „Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind.“