Eine Frau bei einer Mammographie
AFP – ANNE-CHRISTINE POUJOULAT
AFP – ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Verzögerung bei der Brustkrebsfrüherkennung

Rund 5.000 Frauen erkranken in Österreich jedes Jahr an Brustkrebs. Für eine erfolgreiche Behandlung ist eine frühe Diagnose entscheidend. Doch während des Lockdowns ist es zu starken Verzögerungen bei der Brustkrebsfrüherkennung gekommen – mit Folgen für die Betroffenen.

Während des Lockdowns von März bis Mai wurden in der Brustkrebsfrüherkennung um 40 Prozent weniger Mammakarzinome entdeckt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das zeigt eine Erhebung der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (Ago) an 18 österreichischen Diagnosezentren. Erfolge die Diagnose etwa mit einem Jahr Verspätung, nehme das Risiko stark zu, dass die Erkrankung tödlich endet, sagt Christian Singer, Leiter des Brustgesundheitszentrums der Medizinischen Universität Wien.

Späte Diagnose verschlechtert Prognose

„Früherkennung ist deswegen besonders wichtig beim Brustkrebs, weil wir Krebserkrankungen erkennen können, bevor sie möglicherweise gestreut haben“, so Singer. Im Frühstadium handelt es sich bei Brustkrebs nur um einen kleinen Knoten. Verbleiben die Krebszellen im Brustgewebe, geht relativ wenig Gefahr von den Tumoren aus. Solche Knoten können chirurgisch leicht entfernt und entsprechende Therapien verabreicht werden.

Verbreiten sich die Krebszellen im Lauf der Erkrankung jedoch im Körper, können Metastasen in lebenswichtigen Organen entstehen. Diese Metastasen sind in den meisten Fällen die eigentliche Todesursache beim Mammakarzinom. „Das macht den großen Unterschied zwischen dem frühen und dem fortgeschrittenen Krebs aus, dass der eine heilbar ist und der andere eben nicht mehr und eine chronische, den Lebenshorizont begrenzende Erkrankung ist“, so der Brustkrebsexperte.

Keine Angst vor Screening

Seit 2014 gibt es ein Brustkrebsfrüherkennungsprogramm in Österreich. Frauen ab 40 werden alle zwei Jahre zum Mammografie-Screening eingeladen. Während des Lockdowns sank die Teilnahme österreichweit zwischen 70 und 80 Prozent. In der Zwischenzeit konnten die Untersuchungen teilweise nachgeholt werden. Man liege derzeit aber immer noch etwa 15 Prozent unter den Zahlen des Vorjahres, sagt Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie an der Medizinischen Universität Wien.

„Jetzt muss das Brustkrebsscreening unbedingt wieder in normaler Form fortgesetzt werden“, betont Schernhammer. Angst vor einer Ansteckung mit dem SARS-Coronavirus-2 solle Frauen nicht davon abhalten, zum Screening zu gehen, betont Schernhammer. Die Ordinationen und Untersuchungszentren hätten längst entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Covid-Risiko nicht erhöht

Gleiches gelte für die Brustkrebsbehandlung im Spital, sagt die Epidemiologin. Die sei in Österreich absolut sicher. Und auch der Brustkrebs selbst erhöhe nicht das Risiko, an Covid-19 zu erkranken. „Es sind auch hier eher Begleiterkrankungen, die vielleicht vorhanden sind bei Frauen mit Brustkrebs, die dann das Risiko erhöhen“, so die Epidemiologin. Sie bezieht sich auf Studien aus den USA, die zeigen, dass die bekannten Risiken wie Diabetes, Lungen– und Herzerkrankungen zu einem schwereren Verlauf von Covid-19 bei Brustkrebspatientinnen führen können, nicht aber die Krebserkrankung selbst oder die Krebstherapie.