Illustration des Coronavirus
CDC – Alissa Eckert, Dan Higgins
CDC – Alissa Eckert, Dan Higgins
Coronavirus

Das Virus verändert sich ständig

Wie alle Viren verändert sich auch das Coronavirus SARS-CoV-2. Ein Virusstamm scheint dabei dominanter zu sein: Dieser ist zwar ansteckender, aber nicht aggressiver. Wie sich das Virus weiterentwickelt, wird von Forschern und Forscherinnen weltweit genau beobachtet.

Mittlerweile gibt es weltweit Hunderte verschiedene Virenstämme, also genetisch veränderte Varianten vom SARS-CoV-2, erklärte Norbert Nowotny, Experte für neu auftretende Virusinfektionen von der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Dieses Virus besteht aus rund 30.000 Nukleotiden, und alle zwei Wochen verändert sich ein Nukleotid, also ein Buchstabe im Viruserbgut.“

Solche Veränderungen entstehen durch Abschreibfehler: Dringt ein Virus in eine menschliche Zelle ein, wird das Erbgut kopiert und die Viren vervielfältigt. Dabei kommt es zu zufälligen Veränderungen. „Viren verfolgen keinen Plan, sondern die Mutationen funktionieren eher nach dem Prinzip ‚Versuch und Irrtum‘.“ Da sich bereits Millionen von Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert haben, gibt es dementsprechend viele Schreibfehler. Bisher wurde das Virus dadurch aber nicht grundlegend verändert, erklärte Nowotny. „Die Wissenschaft sieht aber mit Argusaugen auf jede einzelne Veränderung.“

Fokus auf Spike-Protein

Besonders im Fokus liegen Veränderungen im Spike-Protein – jenem Protein, das das Virus als Schlüssel nützt, um in die menschliche Zelle einzudringen. Auch die Immunantwort des Körpers richtet sich gegen das Spike-Protein, um so zu verhindern, dass Zellen infiziert werden und sich das Virus vermehren kann. Verändert sich das Spike-Protein gravierend und damit die Oberfläche des Virus, könnte das Immunsystem das Virus also nicht mehr ausreichend gut erkennen.

Eine solche gravierende Mutation scheint es noch nicht zu geben. Britische und US-Forscher haben aber eine kleine Veränderung im Spike-Protein-Genom entdeckt, die sich weltweit nun durchzusetze. „Diese Variante ist ansteckender, führt aber nicht unbedingt zu schwereren Verlaufsformen. Das wäre für das Virus von Vorteil. Denn grundsätzlich ist es nicht das Ziel von Viren, Menschen bzw. ihre Wirte zu töten, das wäre nämlich auch für sie das Ende“, kommentierte Nowotny die Ergebnisse. Ohne eine Wirtszelle können Viren nicht überleben und sich auch nicht vermehren – damit unterscheiden sie sich von Bakterien und anderen Lebewesen. Die Frage, ob das Virus nun tatsächlich weniger aggressiv wird, wird unter Virologen noch diskutiert. Klare Antworten wird es erst mit der Zeit geben.

Veränderungen im Spike-Protein sind nicht nur für die Immunantwort, sondern auch für die Entwicklung der Impfstoffe entscheidend. Viele Impfstoffe setzen an diesem Schlüssel-Protein an bzw. benutzen es, um das Immunsystem gegen SARS-CoV-2 zu wappnen.

Keine gravierenden Veränderungen

Aktuell sei die Veränderung in dem Protein nicht so stark, als dass das Virus grundlegend mutiert wäre. „Man kann deshalb davon ausgehen, dass alle derzeit in Entwicklung befindlichen Impfstoffe gegen alle derzeit zirkulierenden Stämme schützen.“ Zu diesem Ergebnis kommen US-Forscher aktuell auch in einer Studie. Nowotny hält es auch für eher unwahrscheinlich, dass es in der nächsten Zeit zu gravierenden Veränderungen kommt, die die Schutzwirkung von Impfstoffen negativ beeinflussen würden.

Letztlich kann man aber nicht vorhersehen, in welche Richtung sich das Virus weiterentwickelt. „Grundsätzlich könnten sich die krankmachenden Eigenschaften des Virus im Laufe der Zeit weiter abschwächen, aber es kann auch in die gegensätzliche Richtung gehen. Das wissen wir noch nicht.“ Deswegen müsse auch weiterhin laufend das Erbgut neuer Virusvarianten analysiert werden.