Eines der wertvollsten archäologischen Fundstücke des 20. Jahrhunderts: die Himmelsscheibe von Nebra
APA/BARBARA GINDL
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Himmelsscheibe

Doch die älteste Himmelsdarstellung

Die Himmelsscheibe von Nebra ist rund 3.600 Jahre alt und gilt damit als älteste konkrete Himmelsdarstellung der Welt. Ihr Alter wurde heuer von Experten bezweifelt, eine neue Studie hat nun aber Belege für die ursprüngliche Annahme gesammelt.

Die Himmelsscheibe wurde im Sommer 1999 von zwei Raubgräbern auf dem Mittelberg bei Nebra in Deutschland entdeckt. Sie befand sich in einem Ensemble an Funden (Hort) aus der frühen Bronzezeit – also der Zeit um 1.600 vor Christus -, das neben der berühmten Darstellung aus Bronze und Gold auch zwei Schwerter, zwei Beile, zwei Armspiralen und einen Meißel enthielt.

Erst 2002 konnte dieser Schatz bei einer fingierten Verkaufsaktion in Basel (Schweiz) sichergestellt werden. Seiher zählt die im Durchmesser rund 32 Zentimeter große Scheibe zu den vermutlich am besten untersuchten archäologischen Gegenständen, heißt es am Freitag in einer Aussendung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Doch nicht „1.000 Jahre jünger“

Der Direktor der Archäologischen Staatssammlung München und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität, Rupert Gebhard, sowie Rüdiger Krause, Professor für Vor- und Frühgeschichte Europas an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, haben nach eigenen Angaben erneut Daten zur Rekonstruktion von Fundort und Begleitumständen analysiert. Anfang September erklärten sie, dass sie die Scheibe für echt, aber 1.000 Jahre jünger als bisher angenommen, hielten.

Eine 13-köpfige Forschungsgruppe um den am „Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie“ in Mannheim tätigen Studien-Erstautor Ernst Pernicka erklärt nun, „dass Gebhard und Krause mit unvollständigen und teilweise falschen oder verfälschend wiedergegebenen Daten argumentieren“, heißt es in der Aussendung. Demnach sei ohne Zweifel gesichert, dass es sich beim Mittelberg bei Nebra auch um den tatsächlichen Fundort handelt. Das dokumentierten auch aktenkundige Aussagen der Raubgräber und eines Hehlers.

Neben weiteren Anhaltspunkten fanden sich im umliegenden Erdreich auch Gold- und Kupferkonzentrationen, die durch die lange Lagerung der Himmelsscheibe im dortigen Boden erklärt werden können. An den gehobenen Gegenständen gefundene Erdreste passten ebenfalls zum Fundort.

Die Rückseite der Himmelsscheibe von Nebra in unrestauriertem Zustand.
LKA Magdeburg
Die Rückseite der Himmelsscheibe von Nebra in unrestauriertem Zustand

Untersuchung der verwendeten Materialien

Das Kupfer, das bei der Herstellung der Himmelsscheibe und anderer Gegenstände verwendet wurde, stammt laut Analysen aus derselben Lagerstätte im heutigen Salzburger Land. Dort wurde das Metall nachweislich zwischen dem 18. und dem 9. Jahrhundert vor Christus produziert. Das war demnach rund ein Jahrhundert vor Beginn der Eisenzeit. Das verwendete Gold stamme aus dem Gebiet des Carnon River in Cornwall (Großbritannien). Hier sei der Abbau im 17. und 16. vorchristlichen Jahrhundert belegt.

Neben weiteren metallurgischen Befunden und Datierungen von organischen Resten an den Schwertern, die auf die Zeit um 1.600 vor Christus hinweisen, spreche auch die Herstellungs- und Verzierungstechnik der Scheibe gegen ein eisenzeitliches Alter. Die Darstellung eines Schiffes auf dem Artefakt sei jedenfalls Bronzezeit-typisch, schreibt die Forschergruppe im Fachjournal „Archaeologia Austriaca“.

Kein Zweifel besteht für sie daran, dass die Scheibe mehrmals umgestaltet und lange verwendet wurde. Man könne aber detailliert zeigen, dass sie am Ende der frühen Bronzezeit vergraben wurde und daher zum Beginn der Eisenzeit schon lange im Boden lag.