Eine übergewichtige Frau am Strand
AFP/THEO ROUBY
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Trend

Kluft zwischen Hunger und Übersättigung

Die Kluft zwischen Hunger und Übersättigung könnte sich einer Studie zufolge weiter vergrößern. Bis 2050 könnten 45 Prozent der Weltbevölkerung übergewichtig sein, davon 16 Prozent fettleibig. Gleichzeitig würden weiterhin 500 Mio. Menschen an Untergewicht leiden.

„Wenn der beobachtete Ernährungswandel weiter anhält, werden wir das Ziel der Vereinten Nationen nicht erreichen, den Hunger weltweit zu besiegen“, erklärte Benjamin Bodirsky vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die Forscher haben für die soeben in „Scientific Reports“ erschienene Studie untersucht, wie sich die Umstellung globaler Essgewohnheiten über Jahrzehnte auswirkt. 2010 hatte der Anteil der übergewichtigen Menschen an der Weltbevölkerung noch bei 29 Prozent gelegen. Neun Prozent galten als fettleibig. 2050 könnte fast die Hälfte der Menschheit übergewichtig sein.

Diese Entwicklung ist nach Ansicht der Forscher auf eine unzureichende globale Verteilung von Nahrungsmitteln zurückzuführen. Darüber hinaus verlagert sich die Ernährung von pflanzlicher, wenig verarbeiteter Kost hin zu unausgewogenen, hochverarbeiteten Speisen. Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte werden durch tierisches Eiweiß, Zucker und Fett verdrängt.

Verschwendung belastet Umwelt

Halten die derzeitigen Trends an, steigt die Nachfrage nach Nahrungsmitteln zwischen 2010 und 2050 um 50 Prozent. Die Nachfrage nach Fleisch oder Milch würde sich etwa verdoppeln. Dies erfordert mehr Landfläche, was zu einer stärkeren Abholzung von Wäldern und einem erhöhten Ausstoß von Treibhausgasen führen kann. „Mit der gleichen Landfläche könnten wir aber viel mehr pflanzliche Nahrungsmittel für den Menschen produzieren als tierische“, erklärte Alexander Popp vom PIK.

Es gebe genug Nahrung auf der Welt. Ärmere könnten sie sich jedoch nicht leisten, während Menschen in reichen Ländern die Folgen der Nahrungsmittelverschwendung nicht spürten. Umverteilung allein reicht den Forschern zufolge als Lösung nicht aus: Sowohl ärmere als auch reichere Bevölkerungsschichten ernähren sich mangelhaft, weil Wissen über eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise fehlt.

Das PIK forderte politische Maßnahmen, um gesundes Essverhalten zu fördern. Als Beispiele nannte das Institut verbindliche Vorschriften für eine Regulierung der Werbung für ungesunde Snacks und eine stärkere Konzentration auf Ernährungsbildung.