Wanderratte
Schweinfurth, Manon Karin (IEE)
Schweinfurth, Manon Karin (IEE)
Verhalten

Wanderratten riechen Kooperation

Wanderratten setzen sich für Artgenossen ein, die ihnen auch schon geholfen haben. Und: Sie helfen auch fremden Ratten, wenn sie den Geruch der Kooperation erschnuppern, wie Forscher herausgefunden haben.

Ratten sind soziale Tiere und helfen sich gegenseitig, an Futter zu kommen. Wie aber stellen die Tiere sicher, dass ihre Kollegen sie nicht ausnutzen und später auch zu Hilfe eilen? Offensichtlich schützen sie sich vor Trittbrettfahrern, indem sie den Geruch von hilfsbereiten Ratten entschlüsseln. Dieses von den kooperativen Tieren ausgehende Signal sei „ehrlich“ und könne nicht von selbstgefälligen Nutznießern kopiert werden, sagte die Erstautorin Nina Gerber von der Universität Bern.

Für ihren Versuch platzierten die Forscherinnen und Forscher zwei Ratten in jeweils zwei Käfige, die über eine Pumpe miteinander verbunden waren. Davor befanden sich Behälter mit Haferflocken, den die Ratten zum Käfig ziehen konnten. In einer der Boxen befand sich entweder eine auf Hilfsbereitschaft trainierte oder eine egoistische Ratte. In der anderen Box befanden sich die Versuchsratten.

Geruch entscheidend

Wie das Team in den "Proceedings of the Royal Society B“ berichtet, schob die Versuchsratte ihrer Käfigmitbewohnerin das Futter zu, sobald der Geruch der benachbarten Ratte, die ihrer Artgenossin half, in den Käfig strömte. Dies war auch dann der Fall, wenn die Forscher nur den hilfsbereiten Geruch in den Käfig bliesen, die Ratte tatsächlich sich aber nicht kooperativ verhielt. Auch spielte es keine Rolle, ob die Versuchsratte sich mit einer fremden Artgenossin oder treuen Wegbegleiterin im Käfig befand.

„Wir waren sehr überrascht, dass der Geruch allein ein kooperierendes Verhalten auslösen kann“, so Gerber. Sie hofft, dass in künftigen Studien gezeigt werden kann, wie Nager diese Duftstoffe produzieren und ob solche kooperativen Geruchssignale auch bei anderen Tieren – und vielleicht sogar bei Menschen – vorkommen.

Dass hungrige Ratten anders riechen als satte Tiere, hatte die Berner Forschungsgruppe bereits in einer früheren Studie gezeigt. Demnach eilen die Ratten ihren hungrigen Artgenossen schneller zu Hilfe.