Satirepreis

Das „Goldene Brett vorm Kopf“ geht an …

Der deutsche Mediziner Sucharit Bhakdi hat Dienstagabend das „Goldenen Brett vorm Kopf“ erhalten. Der Satirepreis wird für den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres vergeben – in diesem Fall: für Bhakdis wiederholte „Verharmlosungen der COVID-19-Pandemie“.

Das „Goldene Brett fürs Lebenswerk“ ging an das Web-Projekt KenFM des deutschen Ken Jebsen – für jahrelange Arbeit, die Verschwörungsmystiker-Szene zu digitalisieren.

Sucharit Bhakdi, Autor des Buchs „Corona Fehlalarm?“, setzte sich gegen die anderen beiden Finalisten, „Querdenker“-Gründer Michael Ballweg und Verschwörungs-Influencer Attila Hildmann, durch. Sie wurden von einer Jury aus mehr als 300 Einreichungen ausgewählt. In Österreich zeichnen die Wiener Skeptiker, der lokale Ableger der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), für die Preisvergabe verantwortlich. Diese fand heuer virtuell in einer im Web übertragenen Veranstaltung statt.

“Punktet in allen Kategorien“

Bei der Vergabe des „Goldenen Bretts“ gebe es eine Reihe von Kriterien, etwa die Abwegigkeit der getätigten Behauptungen, die Kritikresistenz des Kandidaten, finanzielle Profite der vorgeschlagenen Person oder die Größe der Verbreitung der Thesen. „Sucharit Bhakdi punktet in all diesen Kategorien – es gab vielleicht noch nie einen Kandidaten, auf den das ‚Goldene Brett vorm Kopf‘ so perfekt gepasst hat wie auf ihn“, heißt es in einer Aussendung der GWUP. So sei Bhakdi seit Monaten immer wieder mit Aussagen aufgefallen, die dem Konsens innerhalb der Wissenschaft widersprechen: Es werde keine zweite Welle geben, der Großteil der Bevölkerung sei längst immun, man solle doch die Masken abnehmen.

Bhakdi sei zum beliebten Interviewpartner und zum Dauergast in Corona-Diskussionssendungen geworden und werde als Infektionsepidemiologe von vielen Menschen als wissenschaftliche Autorität betrachtet, auch wenn seine Gedanken weit von etablierten Lehrmeinungen entfernt seien. „Das ist Wasser auf die Mühlen all jener Leute, die sich selbst als ‚Querdenker‘ feiern und behaupten, der Wissenschaft sei nicht zu trauen“, betonen die Skeptiker.

Pseudo-Ausgewogenheit

Für sie illustriert Bhakdi das Phänomen der „False Balance“: In den Medien werde versucht, unterschiedlichen Meinungen ähnliches Gewicht zukommen zu lassen. „Das ist sinnvoll, wenn beide Meinungen berechtigt sind. Wenn aber eine Meinung auf wissenschaftlichen Fakten beruht und die andere nicht, dann darf man nicht so tun, als befänden sich beide auf Augenhöhe“, heißt es in der Aussendung.

Der Preis für das Lebenswerk ging an den Journalisten und Aktivisten Ken Jebsen und sein Sprachrohr „KenFM“, das als Radiosendung begann und dann ins Internet abwanderte. Aus der Begründung der GWUP: „Auf KenFM scheint es keine Berührungsängste mit kruden Verschwörungstheorien zu geben: Von den Charlie-Hebdo-Anschlägen, die angeblich inszeniert waren, über George Soros und Bill Gates, die angeblich die Welt fest im Griff haben bis hin zu verstörenden Aussagen über den Holocaust.“