Spitalspersonal: Leicht erhöhtes Infektionsrisiko

Physiotherapeuten bis zu Reinigungskräften: Wie es dem Personal in Spitälern während der Coronavirus-Pandemie geht, haben Wiener Medizinerinnen untersucht. Das Infektionsrisiko des Personals war laut der relativ kleinen Studie im Vergleich zur Normalbevölkerung leicht erhöht.

Reinigungskräfte in Spitälern, Serviceassistenten und -assistentinnen bis hin zu Physiotherapeuten. Auch sie arbeiten seit Monaten in Spitälern mit COVID-19-Patienten. Wie hoch das Risiko ist, dass sie sich am Arbeitsplatz anstecken, wurde bisher allerdings noch kaum erfasst. Eine Beobachtungsstudie liefert nun erste Einblicke in die Arbeitssituation der vorwiegend weiblichen Berufsgruppen, erklärt die Studienleiterin Galateja Jordakieva von der Medizinischen Uni Wien. „Wir haben 165 Hausarbeiterinnen im Reinigungs- und Servicedienst und 43 Angehörige spezieller Gesundheitsberufe an zwei Wiener Krankenhäusern untersucht, die COVID-19-Patienten betreuen.“

Antikörper nach zwei, drei Wochen

Wie viele sich von den gut 200 Beteiligten mit dem SARS-Coronavirus bemerkt oder unbemerkt angesteckt haben, wurde jeweils nach den Infektionswellen im Frühling und Herbst mithilfe von Antikörpertests untersucht. „Wir wissen, dass Antikörper als Schutz nicht ab Tag eins, sondern bei SARS-CoV-2 zwei bis drei Wochen nach einer Infektion nachweisbar sind. Deshalb haben wir immer nach den Wellengipfeln begonnen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu testen.“

Sofern möglich, wurde auch erhoben, wo sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infiziert haben. Dabei zeigte sich, dass vor allem Physiotherapeutinnen und andere Beteiligte, die in ihrer Arbeit COVID-19-Patienten nahekommen im Vergleich zur Normalbevölkerung ein leicht erhöhtes Infektionsrisiko haben. Während im November der Statistik Austria zufolge 2,8 bis 3,7 Prozent der Bevölkerung Antikörper hatten, waren es bei den Reinigungskräften bis hin zu den Physiotherapeuten 5,5 bis 9,3 Prozent.

Meisten Infektionen privat

Allerdings hat sich der Großteil nicht in der Arbeit, sondern im privaten Umfeld angesteckt hat. Zwei von 13 Ansteckungsfällen konnten nicht geklärt werden.

„Es sind außerdem gerade nach der zweiten Welle einige gekommen, die von ihrer Infektion wussten und ihren Antikörperstatus wissen wollten. Da wir so viele wie möglich einschließen wollten, haben wir auch diese miteingeschlossen. Es hat aber gerade hier die Zahlen etwas nach oben gedrückt“, so die Arbeitsmedizinerin. Sie kommt daher zu dem Schluss: „Die Schutzausrüstung hat hier anscheinend sehr gut gegriffen.“

Mediziner und Pflege: Belastung groß

Die Schutzkleidung und Vorsichtsmaßnahmen in den Spitälern scheinen ihren Zweck zwar zu erfüllen. Angenehm sind sie aber nicht, wie aus Interviews mit 30 Spitalsmitarbeiterinnen und Mitarbeitern in einer zweiten Studie hervorgeht – darunter vor allem Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal, erklärt Studienleiterin Ruth Kutalek von der Meduni Wien. „Uns wurde berichtet, dass teilweise zwei bis drei Stunden in Schutzausrüstung gearbeitet wurde. Das ist extrem anstrengend, weil man zwischendurch nicht trinken, nicht essen kann, geschweige denn das WC zu besuchen.“

Die physischen und psychischen Belastungen sind zum Teil groß, berichtet Kutalek aus der Zwischenauswertung der Interviews. „Man hat deutlich gesehen, dass die COVID-19-Pandemie die vorhandenen Schwächen des Gesundheitssystems verstärkt. Man hat auch gesehen, dass es eine enorme Bereitschaft gibt, aber auch sehr viel Frustration" – zum Beispiel über die fehlende Anerkennung von Seiten der Politik. Auch würden sich viele mehr Solidarität von der Bevölkerung wünschen, die Maßnahmen einzuhalten.