Paarungsrufe: Laubfroschmännchen mit gefüllten Schallblasen
Norman Lee
Norman Lee
Paarungsrufe

Die Lösung des Cocktailparty-Problems

Paarungswillige Frösche haben ein Problem: Wie finden sie im vielstimmigen Gequake des Teiches den richtigen Partner? Ein Experiment zeigt: Sie filtern Umgebungslärm mit Hilfe ihrer Lungen – so ähnlich wie Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung.

In der Psychologie nennt man es „Cocktailparty-Effekt“. Dass wir in der Geräuschkulisse einer Party problemlos der Stimme unseres Gesprächspartners folgen können, ist eigentlich erstaunlich – und war daher schon Gegenstand unzähliger Studien, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen.

Noch schwieriger ist die Ausgangslage für den amerikanischen Laubfrosch: Wenn Männchen per Gequake ihre eigene Fitness zu Schau stellen, sind sie in der Regel nicht ungestört. Wo ein Frosch ruft, rufen viele. Noch dazu sind es Frösche unterschiedlicher Arten, die da am Rand des Teiches aus vollen Lungen rufend auf sich aufmerksam machen. Diese Kakophonie unterschiedlicher Stimmlagen macht es für Weibchen nicht gerade einfach, den Richtigen zu finden. Wie schaffen sie es dennoch?

Lunge als Lärmfilter

Die Antwort darauf haben jetzt Wissenschaftler um den US-amerikanischen Biologen Mark Bee gefunden. Wie Bee und sein Team im Fachblatt „Current Biology“ berichten, filtern Laubfroschweibchen den Umgebungslärm mit Hilfe ihrer Lungen aus dem akustischen Spektrum und erhöhen somit die Empfänglichkeit für die Paarungsrufe ihrer Artgenossen. „Wir glauben, dass der Mechanismus ganz ähnlich funktioniert wie die aktive Geräuschunterdrückung von Kopfhörern“, sagt Bee.

Laubfrösche bei der Paarung
Norman Lee
Der Paarungsruf wurde erhört

Ganz neu ist diese Idee nicht. Frühere Studien hatten bereits auf eine aktive Rolle der Lungen beim Hörvermögen der Frösche hingewiesen. Bisher wurde vermutet, dass sie in irgendeiner Form das Richtungshören beeinflussen. Das ist laut Bees Versuchen nicht der Fall. Die Lungen dürften vielmehr die Empfindlichkeit des Trommelfells für bestimmte Frequenzen steuern, wie Vibrationsmessungen mit Hilfe von Lasern nahelegen.

„Spektrale Kontrastverstärkung“ heißt dieser Trick in der Akustik – wie die Frösche das genau machen, wollen Bee und seine Kollegen in ihren nächsten Studien herausfinden. Dass die Methode funktioniert, hat die Evolution bereits unter Beweis gestellt: Allein in der Familie der Laubfrösche gibt es über 700 verschiedene Arten auf fünf Kontinenten, mit Lärm bei der Partnersuche kommen sie offenbar gut klar.