Bunte Limonaden mit Eis im Glas
©chandlervid85 – stock.adobe.com
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Großbritannien

Steuer auf süße Getränke wirkt

Süße Getränke können dick und krank machen. Großbritannien hat deshalb vor knapp drei Jahren eine Steuer auf Softdrinks eingeführt. Und sie wirkt, wie eine aktuelle Untersuchung bestätigt. Schon im Jahr danach wurde ein Zehntel weniger Zucker konsumiert.

Softdrinks enthalten jede Menge Zucker, in nur 100 Milliliter Cola oder Fanta stecken etwa drei Stück Würfelzucker. Das schadet nicht nur den Zähnen. Übermäßiger Konsum von süßen Limonaden kann auch zu Übergewicht, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen führen. Um den Konsum einzuschränken, empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter anderem die flüssigen Kalorienbomben zu besteuern. In Großbritannien hat man eine solche Steuer im April 2018 tatsächlich eingeführt. Sie richtet sich nach dem Zuckeranteil: Für Getränke mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter müssen 18 Pence (21 Cent) pro Liter abgeführt werden, für solche mit mehr als acht Gramm sind es 24 Pence (28 Cent). Ein geringerer Zuckergehalt ist steuerfrei.

Forscherinnen und Forscher der University of Cambridge haben nun untersucht, ob sich das Instrument tatsächlich auf den Zuckerkonsum ausgewirkt hat. Er könnte sich auch einfach verlagern, etwa indem Menschen, die nun zwar weniger süße Limonaden trinken, mehr Süßigkeiten oder mehr Alkohol konsumieren. Die Datenbasis der nun im Fachjournal „British Medical Journal“ erschienenen Studie waren 31 Millionen Einkäufe aus fast 22.200 britischen Haushalten von März 2014 bis März 2019.

Zehn Prozent weniger

Die gesamte konsumierte Getränkemenge hat sich in diesem Zeitraum zwar nicht verändert, aber die darin enthaltene Zuckermenge, berichten die Studienautoren. Und es wurden weder mehr Alkohol noch Süßigkeiten konsumiert. Im März 2019 nahm ein Haushalt pro Woche 30 Gramm bzw. ein Zehntel weniger Zucker zu sich als vor der Getränkesteuer. Das sind immerhin so viel wie drei Stück Würfelzucker. Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,4 Personen sind das laut den Forschern 12,5 Gramm für jeden einzelnen.

Das hört sich vielleicht nicht nach sehr viel an, meint dazu Erstautor David Pell in einer Aussendung, aber: „Schon ein kleines bisschen weniger Zucker kann entscheidend beeinflussen, wie viele Menschen übergewichtig oder krank werden.“ Und auch die Getränkeindustrie könne sich nicht über wirtschaftlichen Schaden beklagen, da sie weiterhin gleich viel verkauft hat.

Die Studienergebnisse zeigen, dass die britische Zuckersteuer genau so wirkt wie beabsichtigt, schreiben Forscher des George Institute for Global Health in einem begleitenden Editorial. Das sei auch ein Vorbild für andere Länder, die über solche Steuerungsmaßnahmen nachdenken. Sie plädieren dafür, das Modell noch weiter auszudehnen und zu verfeinern. Generell seien vergleichbare Regulierungen vorstellbar, um die Ernährung insgesamt gesünder und nachhaltiger zu machen.