Impfstoff von AstraZeneca und Uni Oxford auf einem Tisch
APA/AFP/University of Oxford/John Cairns
APA/AFP/University of Oxford/John Cairns

Varianten befeuern Bedarf nach neuen Impfstoffen

Laut einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY haben sich Anfang Juni 260 Impfstoffe und über 500 Medikamente gegen das Coronavirus in der Entwicklung befunden. Befeuert werde der Bedarf an Arzneimitteln vor allem durch die neuen Virusvarianten.

„Die große Sorge, die wir alle haben müssen, ist die deutlich geringere Impfquote in ärmeren Ländern“, sagte EY-Experte Alexander Nuyken am Montag. Diese seien ein Brutkasten für weitere Varianten. „Das ist ein erhebliches Problem für die weitere Entwicklung der Pandemie.“

20 Prozent mindestens einmal geimpft

Nach Schätzungen von EY haben bisher nur 0,8 Prozent der Menschen in einkommensschwachen Ländern mindestens eine Impfdosis erhalten und insgesamt 20,7 Prozent der Weltbevölkerung. „Erst wenn deutlich über 60 Prozent der Weltbevölkerung vollständig geimpft ist, wird die Zahl der Varianten voraussichtlich zurückgehen“, sagte Klaus Ort, Leiter des Bereiches Life Sciences und Healthcare bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zwar seien die Karten für die Impfstoffentwicklung weitgehend verteilt, neue Virusvarianten könnten aber den Bedarf an neuen Vakzinen fördern.

“Nachzügler“ haben es schwer

In der EU sind derzeit vier Covid-Impfstoffe zugelassen, 17 weitere befinden sich der EY-Untersuchung zufolge in der entscheidenden dritten Phase der klinischen Entwicklung. Die Unternehmen, die jetzt noch kein Mittel in der zweiten und der dritten Phase der Entwicklung haben, dürften es nach Einschätzung Nuykens schwer haben, noch eine relevante Rolle zu spielen. Andererseits steige der Bedarf nicht nur mit neuen Varianten. Auch seien die mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna wegen der erforderlichen Kühlkette weniger geeignet für den Einsatz in Entwicklungsländern. Von Vorteil sei es zudem, wenn ein Vakzin wie das von Johnson & Johnson nur eine Dosis erfordere.

“Pharmabranche kein Krisengewinner“

Für die Pharma- und Biotechindustrie ist das Covid-Impfstoffgeschäft ein Milliardenmarkt. Im vergangenen Jahr spiegelte sich das aber noch nicht in den Bilanzen wider. „Die Branche ist kein Krisengewinner, denn Corona führte bei verschiebbaren Behandlungen zu Verzögerungen und beeinträchtigte laufende Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Dass die Branche dennoch wuchs, verdankt sie Erfolgen in der Entwicklung von neuen Medikamenten gepaart mit langfristigen Trends wie der wachsenden und alternden Weltbevölkerung“, sagte Nuyken. Die Umsätze der weltweit 21 größten Pharmafirmen legten 2020 um 4,4 Prozent zu – im Jahr zuvor waren es noch fast 13 Prozent.